Mühsame Suche nach den Silvester-Tätern

Köln/Hamburg · Massenhafte sexuelle Übergriffe von Männergruppen auf Frauen gab es zum Jahreswechsel auf 2016 nicht nur in Köln, sondern auch in Hamburg. Ein Jahr später fällt die Ermittlungsbilanz der Polizei eher dürftig aus.

Die Übergriffe auf Frauen in der Kölner Silvesternacht machten weltweit Schlagzeilen. Zu Übergriffen kam es aber auch in Hamburg. Es gab Hunderte von Strafanzeigen, etliche Verfahren wurden eingeleitet - doch ein Jahr später scheinen die Ermittlungen mühsam. Viele Verfahren führen ins Leere:

Köln: Rund die Hälfte der Verfahren gegen namentlich ermittelte Beschuldigte sind mittlerweile wieder eingestellt worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden bis Dezember 333 Beschuldigte ermittelt. Von den daraus resultierenden 267 Verfahren wurden 124 zwischenzeitlich wieder eingestellt - allein 80, weil sich kein hinreichender Tatverdacht begründen ließ. Bei 29 Verfahren war der Verdächtige nicht auffindbar. Bis Dezember wurden demnach 1222 Strafanzeigen bearbeitet. Die Staatsanwaltschaft beantragte seitdem gegen 35 Männer Anklage, vor allem wegen Eigentumsdelikten. 24 von ihnen seien bislang verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft zählt aber auch noch 820 Verfahren, die gegen unbekannte Täter eingeleitet wurden. Die meisten wurden vorläufig eingestellt.

Hamburg: Nach den Silvester-Übergriffen auf junge Frauen in Hamburg ist bislang nur ein Täter verurteilt worden. Aus 245 Ermittlungsverfahren hätten sich vier Anklagen und ein Strafbefehl ergeben, sagte Oberstaatsanwältin Nana Frombach. Wegen eines sexuellen Angriffs auf eine 19-Jährige verurteilte das Landgericht Ende August einen jungen Afghanen zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. Von drei weiteren Fällen endeten zwei mit Freisprüchen. Frombach gab die Zahl der geschädigten Frauen mit 410 an. Die Staatsanwaltschaft leitete 300 Verfahren wegen sexueller Beleidigung ein, 46 wegen sexueller Nötigung, drei wegen Vergewaltigung. In 38 Verfahren geht es um Sexualdelikte in Verbindung mit Diebstahl, in zehn in Verbindung mit Raub und in sieben mit Körperverletzung. Sechs weitere Verfahren wurden eingeleitet. Die Ermittlungen sind zum Teil noch nicht abgeschlossen.

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