Mitt Romneys Mini-Steuer

Washington. In den vergangenen zehn Jahren hat Mitt Romney nach eigenen Angaben ausschließlich von seinen Kapitalanlagen und Ersparnissen gelebt. Und das nicht schlecht, wie die gestern publik gemachten Steuerunterlagen des Republikaners zeigen

Washington. In den vergangenen zehn Jahren hat Mitt Romney nach eigenen Angaben ausschließlich von seinen Kapitalanlagen und Ersparnissen gelebt. Und das nicht schlecht, wie die gestern publik gemachten Steuerunterlagen des Republikaners zeigen. In den vergangenen beiden Jahren kassierte der auf ein Vermögen von 250 Millionen Dollar geschätzte Romney Dividenden, Zinsen und andere Kapitaleinkünfte in Höhe von insgesamt 42 Millionen US-Dollar.Im Gegenzug zahlte der ehemalige Chef des Investmenthauses "Bain Capital" rund 6,2 Millionen US-Dollar an den Fiskus. Das entspricht einer Steuerrate von 13,9 Prozent. Während die meisten Amerikaner ihr hart erarbeitetes Geld als Einkommenssteuer mit einem Spitzensatz von 35 Prozent versteuern müssen, unterliegen die Einnahmen aus Kapitalanlagen einem viel geringeren Steuersatz für Investitionseinkünfte in Höhe von 15 Prozent.

Aus den 550 Seiten umfassenden Steuerunterlagen geht auch hervor, wo der Republikaner Romney in den vergangenen beiden Jahren sein Geld angelegt hat. Während er in seiner Standard-Wahlkampfrede zahlreiche Angriffe auf Europa startet, betrachtet er den alten Kontinent gleichzeitig als lukrativen Anlageplatz: Die veröffentlichten Steuer-Unterlagen zeigen, dass der Präsidentschafts-Kandidat mehrere Anlage-Konten in der Schweiz, Luxemburg und Irland unterhielt.

Einen anderen Teil seiner Millionen parkte Romney "offshore" auf den Bermudas und den Cayman-Inseln in der Karibik. "Ich zahle alle meine Steuern, die ich nach dem Gesetz zahlen muss und keinen Dollar mehr", erklärte der Kandidat in der Debatte der Präsidentschaftsbewerber am Vorabend der Veröffentlichung in Tampa. Die Leute könnten sehen, dass seine Steuerzahlungen "völlig legal und fair" seien. Darüber hinaus habe er rund sieben Millionen für seine Kirche und karitative Organisationen gespendet. Das Gerangel um Romneys Steuererklärung wirft ein Schlaglicht auf die ungleiche Besteuerung verschiedener Einkommen in den USA. Wer in der Einkommenspyramide am höchsten steht, bezieht dreiviertel seiner Einkünfte nicht aus Arbeit, sondern aus Investitionen. Unter dem früheren republikanischen Präsidenten Ronald Reagan mussten Spitzenverdiener darauf noch den gleichen Steuersatz zahlen wie für Löhne oder Manager-Gehälter. George W. Bush senkte den Steuersatz jedoch auf 15 Prozent ab.

Der aktuelle US-Präsident Barack Obama wollte in seiner Rede zur Lage der Nation gestern das Steuerthema aufgreifen: Der Demokrat plant eine Mindeststeuer für Millionäre.

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