Mit Liebe hat das nichts zu tun

Saarbrücken/Hongkong. Nein, das hatte sich Erik Uebel anders vorgestellt. Als der Saarbrücker im Januar 1999 nach Hongkong kam, spuckten ihm die Leute vor die Füße. Freilich nicht nur ihm, dem Auswanderer aus Saarbrücken. Dennoch: Diese mittlerweile verbotene Sitte ekelt den Geschäftmann bis heute. Uebel schwante damals nicht, dass er neun Jahre lang in der Millionen-Metropole leben würde

 Erik Uebel mit seiner Frau vor der Skyline von Hongkong. Dort arbeitet er als selbstständiger Unternehmer. Foto: SZ

Erik Uebel mit seiner Frau vor der Skyline von Hongkong. Dort arbeitet er als selbstständiger Unternehmer. Foto: SZ

Saarbrücken/Hongkong. Nein, das hatte sich Erik Uebel anders vorgestellt. Als der Saarbrücker im Januar 1999 nach Hongkong kam, spuckten ihm die Leute vor die Füße. Freilich nicht nur ihm, dem Auswanderer aus Saarbrücken. Dennoch: Diese mittlerweile verbotene Sitte ekelt den Geschäftmann bis heute. Uebel schwante damals nicht, dass er neun Jahre lang in der Millionen-Metropole leben würde. Mit Liebe zur Stadt hat das nichts zu tun. Der 39-Jährige hat sein geschäftliches Glück in Hongkong gefunden - und inzwischen auch sein privates. "Die Luft ist richtiger Dreck, die Stadt ist laut und an die Mentalität der Menschen kann man sich so schnell nicht gewöhnen."

Eigentlich habe es ihn nie ins Ausland gezogen, sagt er. Die Entscheidung dafür fiel spontan. Erik Uebel wurde in Saarbrücken geboren, ist in Ommersheim aufgewachsen, und hat in Saarbrücken und Stuttgart Betriebswirtschaftslehre studiert. Einen Teil des Studiums hat die Baumarktkette Praktiker finanziert. Die machte ihm 1998 auch das Angebot, als Einkäufer für drei Jahre nach Hongkong zu gehen. "Das war eine Entscheidung von Sekunden. Ich habe einfach ja gesagt", schildert Erik Uebel.

An die erste Zeit in Hongkong kann er sich noch gut erinnern. 110 Wohnungen hat er sich abends nach der Arbeit angeguckt, bis er endlich das ideale Appartement gefunden hat, das sein Budget zugelassen hat. Denn Uebel ist zwei Meter groß und braucht ein speziell angefertigtes Bett mit 2,40 Meter Länge. "Und wer sich in Hongkong ein bisschen auskennt, wird jetzt mit dem Kopf schütteln. Denn die Schlafzimmer sind sehr klein", beschreibt Uebel seine Misere.

Aber nicht nur das. Auch an die Mentalität der Menschen in dieser riesigen Stadt musste er sich gewöhnen. Ein harter Brocken für den Saarbrücker. "Das Leben in Hongkong ist um 180 Grad anders ist als in Deutschland." So werde man schnell über den Tisch gezogen, sagt er.

Geblieben ist er trotzdem. Der Grund war rein geschäftlich. 2001 wurde er vor die Wahl gestellt, seinen Vertrag zu verlängern. Doch Uebel entschied sich für die Selbstständigkeit. "Wenn es in Hongkong nicht funktioniert, kann ich immer noch zurück gehen", dachte sich der Unternehmer damals. Jetzt handelt er mit Elektroartikeln und Gesundheitstechnik. Erik Uebel schafft sich seine privaten Oasen. Im Januar 2006 ist seine Tochter Ela-Joel zur Welt gekommen. "Das hat mein Leben sehr verändert. Ich bin ruhiger geworden." Vor einigen Monaten ist er mit seiner Frau, einer Engländerin, auf die Insel Lantau (die größte Insel Hongkongs) gezogen, "damit die Kleine keine Asthma- oder Teerlunge bekommt." Jetzt wohnen sie fünf Minuten zu Fuß vom Strand entfernt, schwärmt Uebel. Für immer hier zu bleiben, kann er sich dennoch nicht vorstellen. "Es kommt sehr darauf an, was mit der Kleinen wird. Es gibt hier zwar internationale Schulen, aber die Qualität des Unterrichts sei mal dahin gestellt." Aber bis zum ersten Schultag werden noch einige Jahre verstreichen. Also genügend Zeit, der Stadt und dem Leben weiter die guten Seiten abzutrotzen. Dazu gehört auch: "Es passiert jeden Tag etwas Überraschendes. Wer kann das schon von seinem Beruf sagen." Mit Liebe hat das nichts zu tun.

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