Mit harter Arbeit zu einem neuen Leben

Olga Bernhardt hat sich durchgekämpft. Seit 20 Jahren lebt die 50-Jährige in Deutschland. Aufgewachsen ist sie in der südrussischen Stadt Wolgograd. Dort arbeitete sie bereits neun Jahre lang als OP-Schwester in einem Krankenhaus. Als sie nach Deutschland kam, wurde sie mit einem Problem konfrontiert, das viele Einwanderer aus Osteuropa haben

Olga Bernhardt hat sich durchgekämpft. Seit 20 Jahren lebt die 50-Jährige in Deutschland. Aufgewachsen ist sie in der südrussischen Stadt Wolgograd. Dort arbeitete sie bereits neun Jahre lang als OP-Schwester in einem Krankenhaus. Als sie nach Deutschland kam, wurde sie mit einem Problem konfrontiert, das viele Einwanderer aus Osteuropa haben. Sie sind teilweise hoch qualifiziert, ihre Abschlüsse werden jedoch nicht anerkannt. Olga Bernhardt musste in Deutschland eine Umschulung zur Kinderkrankenschwester machen. 17 Jahre arbeitete sie in diesem Beruf in der Kinderklinik Kohlhof - und zwar auf der Intensivstation für Früh- und Neugeborene - eine verantwortungsvolle Aufgabe. "Die Klinikleitung merkte rasch, dass ich einen guten beruflichen Hintergrund hatte", erzählt sie. Doch sie wollte weiterkommen. Vor wenigen Jahren bildete sie sich zur Heilpraktikerin weiter. Sie ging weiter arbeiten, die Ausbildung musste sie aus eigener Tasche finanzieren. Sie reiste sogar nach China, um an der Chinesischen Akademie für traditionelle chinesische Medizin (CATCM) in Peking die fernöstliche Heilkunde kennenzulernen. Später eröffnete sie in Neunkirchen eine Naturheilkunde-Praxis - zunächst neben ihrer Arbeit. "Das wurde mir zu viel, so dass ich seit einem Jahr nur noch in meiner Praxis arbeite." Mit Erfolg, vor allem Kinder kommen gerne zu ihr. Sie fühlen, dass Olga Bernhardt ein Gespür für die großen und kleinen Wehwehchen der jüngsten Patienten hat. Wie ist Integration in einem fremden Land am besten zu schaffen? "Mit Disziplin und harter Arbeit", sagt sie. "Und natürlich mit guten Deutschkenntnissen. Sie sind unerlässlich."

Winfried Blum hat Olga Bernhardt auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit begleitet. Er kennt die Probleme der Ausländer, die sich in Deutschland eine eigene berufliche Existenz aufbauen wollen. Blum leitet beim Diakonischen Werk an der Saar das Projekt Xenos, das Menschen aus vielen Regionen dieser Erde hilft, sich beruflich selbstständig zu machen. "Die Existenzgründungs-Kurse der Industrie- und Handelskammer (IHK) helfen hier wenig", weiß er. Häufig hätten diese Menschen noch Probleme mit dem Ausländerrecht und lebten von Arbeitslosengeld II. Die Zusammenarbeit mit den Job-Centern sei daher unerlässlich. Rund 150 Menschen haben Blum und sein Team allein in den vergangenen eineinhalb Jahren beraten - die meisten davon mit Migrationshintergrund. Auch hier tritt "immer wieder das Problem auf, dass die Abschlüsse aus den Heimatländern in Deutschland nicht anerkannt werden", erzählt Blum. "Ein Bauingenieur startet dann in Deutschland mit einem Hausmeister-Service", nennt er als Beispiel. Viele Unternehmensgründungen sind entsprechend bescheiden. Man verkauft bereits getragene Kleidung, handelt mit Gebrauchtwagen, pflegt Grünanlagen, gründet ein Kosmetik-Studio oder gibt Musik-Unterricht.

Für das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) "hängt die Integration von Einwanderern in Arbeitsmarkt und Gesellschaft wesentlich von ihren Deutschkenntnissen ab". Auch die Löhne der Migranten würden mit der Sprachkompetenz steigen. Entscheidend dafür ist neben dem Elternhaus "die Bildung der Migranten". "Nur ein zusätzliches Schuljahr würde den Anteil derjenigen, die Deutsch lernen, um gut sechs Prozentpunkte erhöhen", heißt es in einer Studie des IAB. Der Schlüssel für eine gelungene Integration "ist eine gezielte Einwanderungs- und Bildungspolitik", so das IAB. "Die Klinikleitung merkte rasch, dass ich einen guten beruflichen Hintergrund hatte."

Olga Bernhardt

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