Mit den Gedanken in Norwegen

Weißenbach. Viele bunte Zelte heben sich auf dem grünen Rasen vor imposanter Bergkulisse ab. Auf einem Sandplatz spielen einige Jugendliche Volleyball, andere stellen sich am Holzhäuschen zum Zähneputzen an. Eine junge Muslima mit Kopftuch verkauft Palästinenser-Schals

Weißenbach. Viele bunte Zelte heben sich auf dem grünen Rasen vor imposanter Bergkulisse ab. Auf einem Sandplatz spielen einige Jugendliche Volleyball, andere stellen sich am Holzhäuschen zum Zähneputzen an. Eine junge Muslima mit Kopftuch verkauft Palästinenser-Schals. "Wir treffen uns ab neun an unserem Zelt und jeder bringt halt zu Trinken mit, was er hat", erklärt ein junger Italiener auf Englisch seinen neuen internationalen Freunden.Doch am Eingang zum internationalen Festival der sozialistischen Jugend (Iusy) im österreichischen Weißenbach erinnert ein großer roter Rosenkranz an den Terror. Jugendliche haben dort Zettel mit Botschaften wie "We are all AUF activists" (Wir sind alle AUF-Aktivisten) oder "But we won't stop fighting for our ideas" (Aber wir werden nicht aufhören, für unsere Ideen zu kämpfen) hinterlassen. Ein Schild informiert, wann man sich wo in das Kondolenzbuch für die Opfer der Attentate im Camp der sozialistischen Jugend in Norwegen eintragen kann. Am Eingang sichern zahlreiche Polizisten das Zeltlager. Besucher müssen ihren Pass abgeben und dürfen nur in Begleitung auf das Gelände.

"Am Anfang war die Stimmung schon sehr gedrückt, aber langsam wird es ausgelassener", sagt die 20-jährige Iris Schwarzenbacher aus Österreich. Statt der Eröffnungsparty veranstalteten die rund 3000 Teilnehmer aus mehr als 100 Ländern am Montag eine Gedenkfeier für Norwegen. Natürlich seien die Anschläge ein Angriff auf die Sozialdemokratie, sagt Schwarzenbacher: "Das wird hier als Tat wahrgenommen, die auf der ganzen Welt Relevanz hat und nicht nur in Norwegen." Die ganzen Journalisten im Camp nervten aber langsam schon, viele Teilnehmer wollten nicht ständig über Terror reden.

Am Dienstag mischt sich eine Schar von Anzugträgern unter die Camper in Shorts und Trägershirt: SPD-Chef Sigmar Gabriel spricht mit Österreichs SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann und dem schwedischen Sozialistenchef Håkan Juholt den Junggenossen Mut zu. Wenn man sich mit jemandem unterhalte, merke man sofort die Verbundenheit zu Norwegen, schildert der SPD-Chef nach einem Rundgang seine Eindrücke: "Man merkt aber auch, dass die sich hier dadurch ihr Sommercamp nicht kaputtmachen lassen wollen." Das sei auch gutes Recht der Jugendlichen, findet Gabriel, der selbst als Jungsozialist bei zahlreichen Festivals war und auch schon in Weißenbach sein Zelt aufgeschlagen hatte. Die Anschläge hätten die Bewegung nicht geschwächt, sondern stärker gemacht - sie sollten nun mit doppelter Kraft für ihre Werte kämpfen, appellieren die Sozialistenchefs an den Nachwuchs. dpa

Hintergrund

Aus dem Saarland sind vier Mitglieder der Jusos zum Zeltlager der sozialistischen Jugend nach Österreich gereist. Wegen der Anschläge in Norwegen hätten sie keine Bedenken gehabt oder darüber nachgedacht, die Teilnahme abzusagen, betont Juso-Landesvorsitzender Sebastian Thul. "Wir wollen uns von dieser Tat nicht einschüchtern lassen und mit der Teilnahme auch ein kleines Zeichen setzen", sagte Thul auf Anfrage der Saarbrücker Zeitung. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Norwegen und die FolgenIn Deutschland hat der Anschlag auf das Jugend-Camp in Norwegen erneut eine Diskussion über ein strengeres Waffenrecht ausgelöst. In Oslo muss die Regierung nach dem Bombenanschlag in der Innenstadt in provisorische Büros umziehen.
Norwegen und die FolgenIn Deutschland hat der Anschlag auf das Jugend-Camp in Norwegen erneut eine Diskussion über ein strengeres Waffenrecht ausgelöst. In Oslo muss die Regierung nach dem Bombenanschlag in der Innenstadt in provisorische Büros umziehen.