Minister: Lehrer verteilen zu gute Noten

Stuttgart/Saarbrücken. Die Notenvergabe an deutschen Schulen ist in die Kritik geraten. Nach Ansicht des baden-württembergischen Wissenschaftsministers Peter Frankenberg (CDU, Foto: dpa) verteilen die Lehrer zu viele gute Zensuren. Damit wollten sie Schülern den Weg zur Hochschule offen halten

Stuttgart/Saarbrücken. Die Notenvergabe an deutschen Schulen ist in die Kritik geraten. Nach Ansicht des baden-württembergischen Wissenschaftsministers Peter Frankenberg (CDU, Foto: dpa) verteilen die Lehrer zu viele gute Zensuren. Damit wollten sie Schülern den Weg zur Hochschule offen halten. Seit es die Zulassungsbeschränkung in Form des Numerus clausus gebe, würden "die Schulnoten immer besser", sagte Frankenberg. Dieser Prozess habe sich "unbewusst" über die Jahrzehnte zugespitzt. "Jede Generation denkt ja, die nachfolgende sei dümmer als die eigene - aber die Schulnoten werden immer besser", so der Minister.

Der Deutsche Philologenverband wies die Vorwürfe zurück. "Rein statistisch" habe Frankenberg zwar Recht, sagte Verbands-Vize Günther Klitzing. Die Noten seien tatsächlich besser geworden. Dies liege jedoch vor allem an Vorgaben der Bildungsminister. So könnten mittlerweile schlechte Zensuren durch gute Leistungen in anderen Fächern ausgeglichen werden. Dadurch sei der Schnitt der Abiturnoten gestiegen. Dies habe aber nichts mit der Einzelentscheidung von Lehrern zu tun. Der Deutsche Lehrerverband räumte ein, die Noten in Deutsch oder Sozialkunde fielen milder aus als in Mathematik oder Naturwissenschaften.

Der saarländische Lehrerverband SLLV wies Frankenbergs Kritik zurück. Es gebe keine "Inflation der guten Noten", sagte SLLV-Chef Herbert Möser auf Anfrage. Eine Manipulation durch einzelne Lehrer sei aufgrund von Notenkonferenzen und Vergleichsarbeiten in Parallelklassen nicht möglich. Auch der Landeschef der Lehrergewerkschaft GEW, Klaus Kessler, wies die Möglichkeit der Manipulation zurück. Eine zu großzügige Benotung sei "reine Spekulation", sagte er zur SZ.Bildungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) wollte sich zum Benotungssystem nicht äußern. Sie stellte aber klar, dass das Saarland - anders als Berlin oder Hamburg - am Sitzenbleiben festhalten werde. Das Wiederholen einer Klasse könne später den Sprung in eine lückenlose Schulkarriere ermöglichen. > Seite B2: Bericht, Seite A4: Meinung ddp/red

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