Militär-Millionen für deutsche Forscher

Das US-Militär lässt Sprengstoffe an der Uni München erforschen, schusssicheres Panzerglas an Fraunhofer-Instituten. An 22 deutsche Forschungseinrichtungen sind laut Medienberichten in den vergangenen Jahren mehr als zehn Millionen Dollar vom US-Verteidigungsministerium geflossen. Auch an die Saar-Uni gingen 500 000 Euro. Hier wichtige Fragen und Antworten zum Thema.

 Für die Saar-Uni gab es Geld aus dem Pentagon. Blick auf den Saarbrücker Campus. Foto: Uni/Dietze

Für die Saar-Uni gab es Geld aus dem Pentagon. Blick auf den Saarbrücker Campus. Foto: Uni/Dietze

Foto: Uni/Dietze

Darf eine Universität überhaupt Rüstungsforschung betreiben?

Es gibt an manchen Universitäten sogenannte Zivilklauseln. Diese schreiben vor, dass sich die Wissenschaftler jeglicher Beteiligung an militärischer Forschung versagen. Aktuell sind 14 Hochschulen gelistet. Die Universität des Saarlandes hat nach eigener Angabe keine solche Klausel. Sie prüfe jedoch, woher das Geld kommt und wie seriös der Auftraggeber ist. Die Grüne Jugend Saar will die Zivilklausel für Saarbrücken. "Wir fordern eine bewusste Abkehr von der Militarisierungsentwicklung der Hochschulen sowie den freiwilligen Verzicht auf militärische Drittmittel."

Worum geht es bei dem Projekt an der Saar-Universität?

Der Lehrstuhl für Sprachsignalverarbeitung (Informatik) arbeitet daran, mit Computern Sprache zu verarbeiten und mathematisch auszuwerten, erklärt Uni-Sprecherin Friederike Meyer zu Tittingdorf. Ein Anwendungsbeispiel ist die Google-Spracherkennung. Es sollen komplexere Fragen gestellt werden können, zu denen der Computer automatisch Zusammenhänge herstellt. Und das auch, "wenn der Benutzer undeutlich oder mit Dialekt spricht".

Bei Sprachforschung mit Computern denkt man sofort an die NSA-Bespitzelung. Zu Recht?

Darum geht es überhaupt nicht, erklärt die Saar-Uni. Es sei in diesem Fall nicht so, dass das US-Verteidigungsministerium den Auftrag erteilt hätte, jemanden zu bespitzeln. Forschungsergebnisse könnten immer zivile Anwendung finden, aber manche eben auch militärische.

Wie kam der Kontakt der Saar-Uni zu den USA zustande?

Es gab eine öffentliche Ausschreibung des US-Verteidigungsministeriums, auf die sich 60 Forschergruppen aus der ganzen Welt beworben haben. Am Ende kamen vier Gruppen zum Zuge - eine davon die Carnegie Mellon University in Pittsburgh, erklärt Meyer zu Tittingdorf. Die Saar-Uni sei nur Kooperationspartner.

Gibt es Zahlen, wie viele Hochschulen und Institute sich an Rüstungsforschung beteiligen?

Nein. Viele Projekte sind streng geheim. Die Forscher liefern ihre Ergebnisse direkt bei den Auftraggebern ab und veröffentlichen sie nicht. Die Initiative Zivilklausel behauptet, dass an über 40 deutschen Hochschulen "Forschung für den Krieg betrieben" wird. Eine Klausel verpflichtet jedoch zu Transparenz der Ergebnisse.

Viele Wissenschaftler wenden ein, dass eine Abgrenzung zwischen zivilem Nutzen und militärischem Gebrauch in der Forschung schwierig sei. Stimmt das?

Das ist richtig. Ein Beispiel: Die Berliner Beuth-Fachhochschule erforscht, wie man mit Schall Weltkriegsminen in der Ostsee besser aufspüren und dann zerstören kann. Die Erkenntnisse dienen zunächst dem Schutz von Fischern und der Umwelt - sind letztlich aber auch in militärischen Konflikten einsetzbar.

Wie ist die Höhe der Drittmittel-Summe von 130 000 US-Dollar für die Sprachforschung in Saarbrücken einzuordnen?

Sehr gering. Seit dem Jahr 2000 gibt es an der Saar Uni drei Projekte aus den USA. Insgesamt gab es dafür rund 500 000 Euro. "Für die ganze Uni haben wir in dem Zeitraum insgesamt 600 Millionen Euro Forschungsmittel bekommen", erklärt die Uni.

Worum geht es bei den beiden anderen US-Projekten?

Da werde im Bereich der Quantenphysik geforscht, wie die Universität erklärt. Bei beiden sei die Saar-Uni nur Untervertragspartner. Die Auftraggeber für die federführenden Unis in den USA seien die US Army und die US Airforce. Es gehe es um die Entwicklung einer neuen Art von Computern, die besonders schnell rechnen kann.

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