Drogenkartelle Mexiko – Frust und Gewalt auf allen Ebenen

Mexiko-Stadt · Binnen eines Jahres sind in Mexiko laut einer Studie 175 Politiker ermordet worden. Unter ihnen waren auch viele Kandidaten für die Wahlen am 1. Juli dieses Jahres. Mindestens 850 Politiker wurden Ziel von Aggressionen.

 Kann er sein Land befrieden? Mexikos neuer Präsident Andres Manuel López Obrador

Kann er sein Land befrieden? Mexikos neuer Präsident Andres Manuel López Obrador

Foto: dpa/Alejandra Rodríguez

Die am vergangenen Montag veröffentlichte Studie der Consultingfirma Etellekt erfasst den Zeitraum von Anfang September 2017 bis Ende August 2018.

Am 1. Juli fanden in Mexiko Präsidenten-, Parlaments-, Gouverneurs- und Kommunalwahlen statt. Der Wahlkampf war von Gewalt überschattet, Hintergrund war oft die Vermischung von organisiertem Verbrechen und Politik. Am vorigen Freitag wurde Blas Juan Godínez, gewählter Bürgermeister von Gómez Farías im Norden des Landes, einen Tag vor Amtsantritt niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Sein Vater war im vergangenen November entführt worden.

Die Gewalt zieht sich seit Jahren durch alle gesellschaftlichen Gruppen: Kürzlich protestierten auch Studenten gegen Angriffe und Morde. Im März töteten Drogenkartell-Verbrecher drei Filmstudenten, die sie offenbar mit Mitgliedern einer rivalisierenden Bande verwechselten. Mexikos scheidender Präsident Enrique Peña Nieto hat indes die Polizei für die Zunahme von Gewalttaten verantwortlich gemacht. Seine Regierung habe zwar Erfolg dabei gehabt, die Kapazitäten und Größe krimineller Banden deutlich zu reduzieren, sagte Peña Nieto am Montag in seiner letzten Rede zur Lage der Nation. Leider habe diese Schwächung der Gangs mit sich gebracht, dass kleinere kriminelle Gruppen aufgetreten seien, ohne dass es auf lokaler Ebene möglich sei, diese effektiv zu bekämpfen. Peña Nieto hatte sein Amt im Jahr 2012 angetreten. Kritiker werfen ihm vor, zu wenig zur Stärkung der Strafverfolgung getan zu haben.

Sein Nachfolger Andrés Manuel López Obrador, von Anhängern „AMLO“ genannt, will sich nach seinem Amtsantritt am 1. Dezember der Befriedung seines Landes widmen. Einen wichtigen Verbündeten hat er dabei schon sicher: Papst Franziskus hat der neuen mexikanischen Regierung zugesagt, ihr als Ratgeber zur Seite stehen. Das bestätigte Mexikos designierter Außenminister Marcelo Ebrard.

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