Merkels heikelstes Spiel

Diesmal will Angela Merkel auf Ballhöhe sein. Nachdem die Kanzlerin absichtlich einen Bogen um die Ukraine gemacht hat, wird sie an diesem Freitag ins polnische Danzig zum EM-Spiel der Nationalmannschaft gegen die Griechen reisen. Dafür hat Merkel ein Treffen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti in Rom vorverlegen lassen

Diesmal will Angela Merkel auf Ballhöhe sein. Nachdem die Kanzlerin absichtlich einen Bogen um die Ukraine gemacht hat, wird sie an diesem Freitag ins polnische Danzig zum EM-Spiel der Nationalmannschaft gegen die Griechen reisen. Dafür hat Merkel ein Treffen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti in Rom vorverlegen lassen. Die Euro- und Griechenlandkrise - steuert sie heute auf dem Fußballplatz dem Showdown entgegen?Geht es nach den griechischen Medien, dann ja. Sie wollen, dass ihre Elitekicker Deutschland wegballern und die eiserne Euro-Lady gleich mit: "Bringt uns Merkel!" Es wird ein heikles Spiel. Politik und Fußball lassen sich nicht trennen. Keiner weiß das besser als Norbert Seitz. Der Autor des Buches "Kohl & Maradona - Politik und Fußball im Doppelpass" ist Experte für das Beziehungsgeflecht. Seitz sagt: "Die Partie hat eine gewisse politische Brisanz. Angela Merkel ist Angstgegnerin der Griechen." Dabei ist der Umstand für Seitz eigentlich verwunderlich. Merkel und die Griechen stünden sich näher als geglaubt: "Schließlich spielen die Griechen so, wie die Kanzlerin Politik macht - mit zwei Viererketten und defensiv." Ergo: Die Fußballkunst der Helenen sei genauso sparsam angelegt wie die Euro-Politik Merkels. Jedoch verbindet das beide Seiten nicht. Nun ist es nicht das erste Mal in der Fußballhistorie, dass es zu heiklen Aufeinandertreffen zweier Länder kommt. Bei der Fußball-WM 1982 in Spanien spielten England und Argentinien gegeneinander, die im selben Jahr um die Falkland-Inseln Krieg geführt hatten. Alles lief friedlich ab. Bei der Europameisterschaft 2000 in Holland und Belgien trat Serbien gegen das einst verfeindete Slowenien an. Der damalige Stürmer der Serben hieß ausgerechnet Milosevic, so wie ihr ehemaliger Kriegspräsident. Die Partie endete 3:3. Merkel wäre nicht Merkel, wenn sie das nicht wüsste. Seit der WM 2006 verfolgt sie die Nationalmannschaft in fast jedes Stadion. Schöne Jubel-Bilder sind garantiert. Der Chef des Meinungsforschungsinstituts Emnid, Klaus-Peter Schöppner sieht in ihren Entschluss, das Spiel in Danzig zu verfolgen, einen Image-Gewinn für die Kanzlerin. "Sie versteckt sich nicht, sondern ist immer das Sturmgeschütz in der ersten Reihe. Die Bürger zollen Respekt, wenn jemand nicht kneift."

Autor Seitz glaubt, dass Merkel nach ihrem Ukraine-Boykott gar nicht mehr anders kann, als jetzt nach Polen zu fliegen. Einerseits habe sie von den deutschen Spielern bestätigt bekommen, sie sei Glücksbringerin. Andererseits "ist das Stadion für sie unverzichtbar geworden. Dort zeigt sie Emotion, ansonsten lässt sie ja nur wenige davon raus". Seitz erinnert daran, dass es in Merkels politischer Biografie nur ein richtiges emotionales Ereignis gegeben habe: "Als sie 1996 noch Bundesumweltministerin unter Kohl war und eine Smog-Verordnung dem Kabinett vorlegte, brach sie in Tränen aus, als sie sich nicht gegen den damaligen Verkehrsminister Wissmann und Kohl selbst durchsetzen konnte."

Sowohl der Demoskop als auch der Autor empfehlen der Kanzlerin jedoch für das Spiel heute: Ruhe bewahren. "Nationaler Überschwang verbietet sich", so Seitz. Merkel solle es vermeiden, bei einem deutschen Sieg in allzu großen Jubel auszubrechen, rät Schöppner. Wegen der Griechen. Und des Euro. Und überhaupt. "So haben sich

eure Schuldner

für das Viertelfinale qualifiziert.

Angela, sei bereit."

Griechische Sportzeitung Sport Day

"Bringt uns Merkel! Ihr werdet Griechenland niemals aus der Euro-Zone befördern."

Griechische Sportzeitung

Goal News

"Griechenland

hat einen Plan: Euro-Austritt

von Deutschland - am Feitag"

Griechische Tageszeitung Ethnos