Merkel und Obama sind ganz auf einer Welle

Washington. Der US-Präsident gibt sich alle Mühe, auf die Kanzlerin zuzugehen. Schon in seinem ersten Statement erinnert er an ihren gemeinsamen Besuch in der Dresdner Frauenkirche vor drei Wochen, dem deutschen Symbol für Leid und Wiederaufbauwillen. Angela Merkel, die neben ihm am Pult steht, bezeichnet er als "meine Freundin"

Washington. Der US-Präsident gibt sich alle Mühe, auf die Kanzlerin zuzugehen. Schon in seinem ersten Statement erinnert er an ihren gemeinsamen Besuch in der Dresdner Frauenkirche vor drei Wochen, dem deutschen Symbol für Leid und Wiederaufbauwillen. Angela Merkel, die neben ihm am Pult steht, bezeichnet er als "meine Freundin". Später wird er fast etwas pathetisch, als er nach Deutschland gefragt wird. Einen "warmen Platz" werde "Germany" immer in seinem Herzen haben, sagt er. Mehr kann ein Gast nicht erwarten, der von einem US-Präsidenten im Weißen Haus empfangen wird. Und Merkel schaut dann auch zum Ende der Pressekonferenz sehr zufrieden aus, dass nun endlich das Gerede von den schlechten Beziehungen ein für alle Mal ein Ende haben dürfte. Auch in allen Fragen, die die beiden ansprechen - Iran, die Bewältigung der Weltwirtschaftskrise, Klimaschutz, Afghanistan, Guantánamo - überall signalisieren sie schönste Übereinstimmung. Zwischen die beiden, die Rationalisten aus dem Bilderbuch, passt an diesem Tag nicht einmal das viel zitierte Blatt Papier. Es hatte vor Merkels 40-Stunden-Trip erneut allerlei Betrachtungen darüber gegeben, wie nun die Deutsche mit Obama wirklich zurecht komme. Merkels Wunschkoalitionspartner - FDP-Chef Guido Westerwelle - hatte gar "grundsätzliche Verstimmungen" ausgemacht. Merkel hatte ihrerseits schon am Donnerstagabend eine Charme-Offensive in Richtung Obama gestartet. Sie wolle den Erfolg Obamas und ihn dabei unterstützen, wo es gehe, lautete ihre Botschaft. Sie habe "mit Interesse und auch mit großer Freude beobachtet, wie der US-Präsident Türen aufstößt in verschiedenen Bereichen", hatte Merkel Obama gelobt. "Ich sage zu, dass wir als Europäer und ich als deutsche Bundeskanzlerin ein elementares Interesse haben, dass diese Politik erfolgreich ist, dass wir Fortschritte machen." Es klang ein bisschen wie das Wort von der "uneingeschränkten Solidarität", die einst ihr Vorgänger Gerhard Schröder den USA nach dem 11. September 2001 versprochen hatte. Es gab viele Spekulationen. Bei näherem Hinschauen hatte es schon in den vergangenen Monaten keinen Bereich gegeben, in dem es zwischen Merkel und Obama wirklich gekracht hätte. Sie hatten sich bei ihren zahlreichen Treffen im Frühjahr zwar nicht in den Armen gelegen. Zur Bewältigung der Finanzmarktkrise zum Beispiel verfolgten sie aber schon vor dem Treffen Washington einen ähnlichen Ansatz mit stärkerer Überwachung der Banken und Konjunkturspritzen, wenn auch die USA noch mehr Geld locker machen. Einzig beim Thema Klima schien es, dass die Deutschen mit den USA nicht recht zufrieden sind. Doch im Repräsentantenhaus lag am Freitag das größte Klimaschutzpaket, das die USA je gesehen haben, zur Abstimmung vor. Auch konkrete Ziele zur Reduktion der Treibhausgase enthält es, auch wenn diese weit weniger ambitioniert ausfallen als die der Europäer. Bei Merkel hatte sich schon beim Hinflug die Einsicht durchgesetzt, dass Obama einfach derzeit im Kongress nicht mehr durchsetzen kann. So gab es auch in diesem Punkt keine Differenzen.

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