Merkel mahnt Franzosen zur Vernunft

Deauville/Saarbrücken. Bundeskanzlerin Angela Merkel (Foto: dpa) hat Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy angesichts der Massenproteste gegen seine Rentenreform den Rücken gestärkt und seine Landsleute zu Vernunft aufgerufen. Die Bevölkerung werde nicht umhinkommen, "der Wahrheit ins Auge zu sehen", sagte Merkel. "Und die Wahrheit heißt: Die Menschen leben länger

Deauville/Saarbrücken. Bundeskanzlerin Angela Merkel (Foto: dpa) hat Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy angesichts der Massenproteste gegen seine Rentenreform den Rücken gestärkt und seine Landsleute zu Vernunft aufgerufen. Die Bevölkerung werde nicht umhinkommen, "der Wahrheit ins Auge zu sehen", sagte Merkel. "Und die Wahrheit heißt: Die Menschen leben länger." Um eine "vernünftige Rente" zu garantieren, müsse auch die Lebensarbeitszeit länger werden. Merkel verwies auf Proteste gegen die Erhöhung des Rentenalters in Deutschland von 65 auf 67 Jahre. "Aber es wäre ganz schlecht für die junge Generation, wenn wir jetzt die Augen verschließen würden vor der Realität und eines Tages unsere Kinder und Enkel mit den ganzen Problemen dasitzen."

Die Angst vor einer Eskalation der Gewalt beherrschte gestern den sechsten landesweiten Streik- und Protesttag seit Anfang September. Zwei Tage vor der erwarteten Abstimmung im Senat über die Anhebung des Rentenalters von 60 auf 62 Jahre gab es in Paris, Lyon und anderen Städten erneut schwere Zusammenstöße zwischen randalierenden Jugendlichen und der Polizei - wieder standen Autos in Flammen, die Beamten setzten Tränengas ein. In Paris wurde eine 15-Jährige durch einen explodierenden Motorroller schwer verletzt. In Le Mans brannte eine Schule ab, die zuvor blockiert worden war.

An den Protesten beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft CGT insgesamt rund 3,5 Millionen Menschen. Die Regierung sprach von 1,1 Millionen Demonstranten. Bestreikt wurden erneut Fern- und Nahverkehr, die Luftfahrt, Schulen, die Post und der Energiesektor: Nach Schätzungen haben inzwischen rund 4000 der 12 500 Tankstellen des Landes kein Benzin mehr. Viele Franzosen decken sich daher in Deutschland ein. An mehreren Tankstellen im Raum Saarbrücken stiegen die Umsätze teilweise um das Doppelte an.

Auf den Flughäfen in Deutschland mussten zahlreiche Flüge ins Nachbarland storniert werden. Auch im Bahnverkehr kam es zu Ausfällen, etwa auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Frankfurt über Saarbrücken nach Paris. dpa/afp/dapd

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