Merkel: IS-Miliz Herausforderung für „ganze Welt“

Hannover · An der türkischen Grenze kämpfen Kurden verzweifelt gegen die Terrormiliz IS. Ankara könnte nun militärisch eingreifen. Durch die IS ist aber auch Deutschland gefordert, so Kanzlerin Merkel.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU ) sieht im Kampf gegen den "barbarischen Vormarsch" der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und Syrien eine Herausforderung für "die ganze Welt". Nicht allein die USA oder arabische Staaten der Region seien gefordert, sagte Merkel bei den Feiern zum Tag der Deutschen Einheit in Hannover . "Nein, wir alle, denen der Satz, dass die Würde des Menschen unantastbar ist, etwas bedeutet", fügte sie hinzu. "Die Größe der Aufgabe ist nicht zu leugnen."

Die Bundeswehr will sich nun auch an der Versorgung Schwerverletzter im Nordirak beteiligen. Das kündigte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU ) beim Besuch im bayerischen Hammelburg an, wo kurdische Soldaten (Peschmerga) für den Kampf gegen den IS an der Panzerabwehrwaffe "Milan" ausgebildet werden.

Kurdische Kämpfer wehrten sich gestern weiter an den Stadtgrenzen der syrischen Stadt Kobane erbittert gegen die vorrückende IS-Miliz. Die Lage sei "sehr kritisch", sagte ein Sprecher. Kobane ist die letzte Bastion in einer von kurdischen Volksschutzmilizen beherrschten Enklave. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sicherte den Kurden der Stadt gestern Hilfe zu. Das Parlament in Ankara hatte am Vorabend Militäreinsätze in Syrien und im Irak gebilligt. Noch ist aber unklar, ob die Regierung davon Gebrauch macht. Sie versicherte aber ihren in Syrien an einem Mausoleum stationierten Soldaten im Fall eines Angriffs der IS sofortige militärische Unterstützung. Ankara betrachtet die Grabstätte des ersten osmanischen Sultans rund 30 Kilometer südlich von Kobane als ihr Hoheitsgebiet. Es könnte danach im Fall eines IS-Angriffs den Bündnisfall ausrufen, der Nato-Partner zur Hilfe verpflichtet.

Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU ) zeichnete nach einem Besuch in der Krisenregion ein drastisches Bild der Lage. Der Flüchtlingsdruck im Nordirak und in Kurdistan habe nicht nur durch den IS-Terror, sondern auch durch die Bombardierungen der US-geführten Koalition zugenommen, sagte er der SZ in einem Interview. > : Interview, : Analyse

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