"Mein Gewissen war rein"

Saarbrücken. Ralph Melcher ist, wie man hört, einer, der nicht mal falsch parkt. Und jetzt das - eine durch eigenes Fehlverhalten ausgelöste Katastrophe: "Meine Karriere kann ich vergessen. Das Schafott ist aufgestellt." So äußert sich der Stiftungs-Vorstand exklusiv gegenüber der SZ

Saarbrücken. Ralph Melcher ist, wie man hört, einer, der nicht mal falsch parkt. Und jetzt das - eine durch eigenes Fehlverhalten ausgelöste Katastrophe: "Meine Karriere kann ich vergessen. Das Schafott ist aufgestellt." So äußert sich der Stiftungs-Vorstand exklusiv gegenüber der SZ. Vor vier Wochen habe er durch einen Gesprächstermin im Landesrechnungshof von den Verschwendungs-Vorwürfen erfahren. Bis dahin sei er, so Melcher, davon ausgegangen, dass alles, was er für Dienstreisen und Bewirtungen abgerechnet hatte, "rechtens, zulässig und angemessen" war. Zumal er, wie er behauptet, den Reisekosten- und Spesen-Etat seines Hauses niemals überzog und den Verwaltungsleiter über alles informierte: "Ich habe nie etwas vertuscht." Tatsächlich haben die Prüfer dadurch erfahren, wie viele unzählige Male Melcher die Ehefrau bei Arbeitsessen mitbeköstigte: Sie taucht auf den Belegen auf. "Wenn ich bösen Willens gewesen wäre, hätte ich das doch niemals getan", sagt Melcher. "Mein Gewissen war rein."Es ist es heute noch, selbst auf die Gefahr, dass dies den Verdacht nährt, da habe einer keinerlei Schuld-Einsichtsfähigkeit. Melcher: "Ich habe mich keiner juristischen Verfehlung schuldig gemacht. Aber ich habe mich in einer Form verhalten, die als überzogen gilt. Von außen muss es wohl aussehen, als sei da einer verrückt geworden." Wie bereits berichtet, will Melcher den Schaden wieder gut machen: Rund 30 000 Euro wären gegebenenfalls zurückzuzahlen. Freilich weiß er, dass der Image-Schaden, den die Stiftung erleidet, mit Geld nicht gut zu machen sein wird. Sponsoren könnten abspringen, Förderverein-Mitglieder knauserig werden, Leihgeber vorsichtig. Der Druck auf ihn dürfte wachsen. Wie lange wird Melcher das aushalten? Er könnte um die Auflösung seines Vertrages bitten, der bis 2013 läuft. Doch das, sagt er, kann er sich als alleinverdienender Familienvater "weder juristisch noch finanziell leisten". Zu Einzelvorwürfen wird sich Melcher intern und schriftlich nächste Woche äußern. Gegenüber der SZ nimmt er zur Häufung der Arbeitsessen Stellung. Diese seien durch die Fülle gleichzeitig zu betreuender Projekte zu Stande gekommen wie Landeskunstausstellung, Katholikentag, Wettbewerbs-Ausschreibung. Je mehr Aktivitäten, umso mehr Reisen und Treffen und Kosten, so seine Sicht. Gerechtfertigt würden die Aufwendungen durch den Mehrwert, den die Stiftung dadurch hatte. Etwa, wenn Melcher sich bei Stiftern, die ihm 120 Kunstwerke überließen, mit einem Essen für 349 Euro bedankte. Derweil fragt mancher: Wer zeichnete die Masse an Belegen überhaupt ab? Die Kuratoren nicht. Ex-Kurator Jürgen Schreier (CDU) schildert den Kontrollweg so: Der Stiftungsvorstand gebe die Abrechnungen an seinen Verwaltungsleiter. Bei Auffälligkeiten werde das zuständige Referat im Kultusministerium informiert. Dies sei weder in seiner, Schreiers, noch in der Amtszeit von Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) geschehen.

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