Mehr Spitzenforscher für Deutschland

Berlin · Die Unionsfraktion im Bundestag sieht Chancen in Trumps Abschottungskurs

Das von US-Präsident Donald Trump verhängte Einreiseverbot für Menschen aus sieben islamischen Ländern bekommen auch Wissenschaftler zu spüren. Ebenso die Folgen des Brexit. Wird Deutschland jetzt für internationale Spitzenforscher attraktiver?

In der Unionsfraktion des Bundestages verweist man bereits auf mögliche Chancen, die sich wegen der Entwicklung in den USA, aber auch in Großbritannien auftun könnten. "Die Situation des Umbruchs in den angelsächsischen Ländern müssen wir dafür nutzen, unsere Aktivitäten für die Anwerbung der besten Köpfe massiv auszubauen", sagte Fraktionsvize Michael Kretschmer (CDU) unserer Redaktion. Man könne nicht darauf warten, "dass sich ausländische Spitzenforscher bei uns bewerben, sondern muss sie direkt ansprechen und international hochattraktive Förderangebote unterbreiten". Kretschmer macht sich für mehr hoch dotierte Professuren und eine Steigerung der Anzahl von Forschungsstipendien stark. Ein entsprechendes Programm mit dem Titel "Exzellenz-Headhunting-International" plant derzeit die Alexander-von-Humboldt-Stiftung. Dazu müssten die staatlichen Mittel für die Stiftung um zehn Millionen Euro aufgestockt werden. Das Vorhaben soll die bereits bestehenden Programme zur Förderung der Spitzenforschung ergänzen.

Bereits heute ist Deutschland nach den USA, Großbritannien, Australien und Frankreich das fünftbeliebteste Zielland für ausländische Studenten. 2015 waren hier 322 000 Ausländer eingeschrieben - doppelt so viele wie 1999. Und es könnten noch mehr werden, weil in Großbritannien die Studiengebühren drastisch steigen. Herbert Brücker, Migrationsforscher am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit, warnte hier vor überzogenen Erwartungen. "Ein Programm verändert noch nicht die Forschungslandschaft. Das sind langfristige Prozesse", so Brücker zu unserer Redaktion. Deutschland werde zwar immer interessanter für ausländische Studierende. Aber wer als Forscher her komme, der tue das nicht wegen eines Programms, sondern, weil er eine Professur bekomme.

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