Interview Simone Lange „Mehr als ein Handschlag war nicht gewünscht“

Berlin · Die Flensburger Oberbürgermeisterin tritt gegen Andrea Nahles bei der Wahl zum SPD-Parteivorsitz an. Sie sagt Nein zum Koalitionsvertrag.

 Die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange hat gegen die Groko gestimmt.

Die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange hat gegen die Groko gestimmt.

Foto: dpa/Carsten Rehder

Vor rund zwei Wochen hat die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange ihre Kandidatur für den SPD-Vorsitz erklärt. Seitdem herrscht Funkstille zwischen der Berliner Parteiführung und der Herausforderin von Andrea Nahles.

Frau Lange, haben Sie für oder gegen den Koalitionsvertrag gestimmt?

LANGE Ich habe dagegen gestimmt. Das ist aber meine ganz persönliche Entscheidung, die ich nicht kopple an eine Empfehlung. Denn die Mitglieder sind mündig genug, allein zu entscheiden.

Wäre ein Nein der SPD-Basis Rückenwind für ihre Kandidatur?

LANGE Das ist möglich. Ein Nein würde aber vor allem meine inhaltliche Positionierung ein Stück weit bestätigen. Was mich stört, ist, dass im Werben um den Koalitionsvertrag oft davon gesprochen wird, was richtig und was falsch ist. Wenn man aber eine Basis mit 470 000 Mitgliedern befragt, dann kann man denen nicht einreden, wenn ihr mit Nein stimmt, ist das falsch.

Wenn umgekehrt die Mehrheit der SPD-Mitglieder für die Groko votiert, ziehen Sie ihre Kandidatur dann zurück?

LANGE Selbstverständlich nicht. Meine Kandidatur steht unabhängig vom Ergebnis der Mitgliederbefragung. Es geht mir um einen innerparteilichen Demokratie-Prozess. Der hat etwas mit Lebendigkeit zu tun. Ich finde, dass wir abseits einer Regierungsbeteiligung festlegen müssen, mit welchem Kurs wir es schaffen können, zur nächsten Bundestagswahl wieder erfolgreich zu sein. Darum geht es mir.

Aber Sie müssten dann als Vorsitzende – so Sie denn im April gewählt werden – etwas vertreten, was nicht Ihrer Haltung entspricht.

LANGE Auch ich hätte als Bundesvorsitzende das Mehrheitsergebnis zu akzeptieren und zu vertreten. Und das kann ich auch. Obwohl ich persönlich eine andere Position habe.

Sie sehen keinen Widerspruch?

LANGE Nein. Als Parteivorsitzende habe ich die Partei zu profilieren. Daneben steht die Regierungsbeteiligung. Das sind unterschiedliche Stränge. Ich sage sogar: Wenn die Mehrheit der SPD-Mitglieder für den Koalitionsvertrag stimmt, brauchen wir erst recht eine Trennung von Amt und Mandat. Damit die Fraktionsvorsitzende sich dann der Arbeit in der großen Koalition widmen kann und wir mit einem eigenen Kopf die Partei profilieren können. Das halte ich für klug.

Hat die aktuelle Führung um Andrea Nahles und Olaf Scholz mal Kontakt zu Ihnen gesucht?

LANGE Nein.

Bedauern Sie das?

LANGE Ja. Das bedauere ich. Ich hätte das erwartet.

Was glauben Sie, warum ist das nicht geschehen?

LANGE Es besteht nicht der Wunsch, das Parteimitglied Simone Lange mal zu fragen, was eigentlich los ist und was sie bewegt. In Zeiten von WhatsApp, Handys und digitaler Kommunikation wäre das jedoch ein Leichtes. Aber es ist nicht gewollt. Das zeigt nur die Sprachlosigkeit unserer Führung.

Haben Sie Ihrerseits mal versucht, einen Kontakt herzustellen?

LANGE Bei der Regionalkonferenz in Hamburg habe ich mir gedacht, wenn die sich nicht melden, gehe ich auf sie zu. Mehr als ein Handschlag war von Frau Nahles aber nicht gewünscht.

Hätte ein Gespräch etwas an Ihrer Kandidatur geändert?

LANGE Möglicherweise. Ein Gespräch bewegt immer etwas.

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