Mediziner Kim soll Chef der Weltbank werden

Washington. Jim Yong Kim (52) steht auf der "Time"-Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Jetzt soll er sein Talent an der Spitze der Weltbank unter Beweis stellen. So sehr die Nominierung des in Südkorea geborenen Arztes überraschte, so gewiss scheint nun seine Bestätigung zu sein

Washington. Jim Yong Kim (52) steht auf der "Time"-Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Jetzt soll er sein Talent an der Spitze der Weltbank unter Beweis stellen. So sehr die Nominierung des in Südkorea geborenen Arztes überraschte, so gewiss scheint nun seine Bestätigung zu sein. Nicht nur wegen der Stimmgewichte in der Weltbank, die den USA und Europa zusammen eine Mehrheit sichern. Sondern vor allem wegen des positiven Rufs, den der Gesundheitsexperte weltweit genießt. Mit Kim würde erstmals jemand an die Spitze der Organisation rücken, der von Hause aus etwas von Entwicklungspolitik versteht. Seine zehn Vorgänger stammten allesamt aus den Chefetagen von Banken und Unternehmen oder aus der Politik. Der designierte Nachfolger des Technokraten Robert Zoellick, der Ende Juni aus der Weltbank ausscheidet, machte sich international einen Namen durch seine Arbeit für die Organisation "Partners in Health". Mitte der 90er Jahre entwickelte Kim zusammen mit seinem Harvard-Kollegen Paul Farmer ein erfolgreiches Programm, mit dem sie resistente Tuberkulose in mehr als 40 Ländern der Dritten Welt bekämpften.Mit einer unkonventionellen Strategie setzten sich die beiden über Bedenken hinweg und machten arme Bevölkerungsgruppen zu aktiven Mithelfern ihrer Gesundheitsprogramme. Mit einem ähnlichen Ansatz führte der ehemalige Aids-Direktor der Weltgesundheits-Organisation WHO Programme ein, die rund sieben Millionen Kranke erreichten. Sein Hauptverdienst bestand darin, die Preise für die teuren Medikamente dramatisch gesenkt und damit für die Ärmsten der Armen zugänglich gemacht zu haben. US-Präsident Barack Obama lobte Kim bei Vorstellung im Rosengarten des Weißen Hauses als einen Kandidaten, der "wahrlich globale Erfahrung hat". Das mache ihn zu einer idealen Besetzung an der Spitze der Weltbank. "Ich denke nicht, dass die Weltbank einen besseren Kandidaten haben könnte." In der Fachwelt erhielt Kims Nominierung überwiegend Beifall. Der Direktor des "Earth Institutes" an der Columbia University in New York, Jeffrey Sachs, preist Kim als "erstklassigen Kandidaten für die Weltbank. Ich unterstütze ihn zu 100 Prozent". US-Außenministerin Hillary Clinton und Finanzminister Timothy Geithner, die auch als heiße Anwärter galten, standen bei der Bekanntgabe der Entscheidung demonstrativ hinter Obama.

Zurzeit führt Kim als erster asiatisch-stämmiger Amerikaner eine Ivy-League-Universität. In einem Schreiben an Kollegen und Studenten des Dartmouth Colleges erklärte der scheidende Präsident seine Motive für den wahrscheinlichen Wechsel. "Die Weltbank ist eine der wichtigsten Institutionen, um Armut zu bekämpfen und sich entwickelnden Nationen Hilfestellungen zu geben." Einzelne Kritiker bemängeln Kims fehlenden ökonomischen Hintergrund. Andere sind prinzipiell der Ansicht, der Spitzenjob stünde einem Vertreter aus einem Schwellenland zu. Diese konnten sich jedoch abermals nicht auf einen gemeinsamen Bewerber verständigen. Kim wird jetzt auf eine "Zuhör"-Reise gehen, um sich breite Unterstützung für seine Wahl zu sichern.Foto: dpa

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