Mauschelte der ADAC auch bei Pannenstatistik?

München/Berlin · Der ADAC steht wegen der Manipulation bei der Wahl des beliebtesten Autos der Deutschen massiv unter Druck. Zur Debatte steht nun auch die Seriosität anderer Tests des Clubs – und der Pannenstatistik.

Der Skandal um gefälschte Zahlen beim ADAC-Autopreis "Gelber Engel" hat größere Dimensionen als bislang angenommen. Ex-Kommunikationschef Michael Ramstetter schönte nach eigener Aussage nicht nur 2014, sondern auch in den Jahren zuvor bei der Umfrage zum Lieblingsauto der Deutschen die Zahlen, wie ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair in München sagte. Er kündigte eine umfassende Aufklärung und eine Reform der Strukturen an. Obermair bat die rund 19 Millionen ADAC-Mitglieder um Entschuldigung.

Angesichts der Manipulation geraten auch andere Umfragen und Tests des ADAC in den Fokus. Bundesverbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD) sagte , wer mit seinen Bewertungen Einfluss auf das Kaufverhalten ausübe, habe eine besondere Verantwortung für die Verbraucher.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sprach von "Arroganz und Selbstherrlichkeit" beim ADAC und forderte, den Club in einen Pannenservice und ein Wirtschaftsunternehmen aufzuspalten. Bestimmte Verflechtungen hätten mit der Unabhängigkeit einer Testorganisation nichts zu tun. Dudenhöffer, der Professor an der Universität Duisburg-Essen ist, forderte in diesem Zusammenhang, die Pannen- und Tunnelstatistik des ADAC zu untersuchen. Die Pannenstatistik ist aus seiner Sicht nicht objektiv. Viele Autohersteller böten ihren Kunden Pannenhilfe-Programme an, darunter seien vor allem deutsche Marken. Zwar kämen auch hier ADAC-Helfer zum Einsatz - die Fälle würden aber nicht in der Statistik geführt, wie Dudenhöffer schon seit längerem kritisiert. Er verweist darauf, dass in der Tüv-Statistik asiatische Hersteller weit besser abschnitten als beim ADAC.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte, die Manipulation hätten ihn nicht überrascht. Er habe sich schon über andere ADAC-Zahlen, etwa zur Maut, gewundert. Die Vorsitzende des Bundestags-Verbraucherausschusses, Renate Künast (Grüne), forderte in der SZ Verbraucher-Organisationen auf, die Kriterien ihrer Tests und Umfragen offenzulegen. > e und Interview

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