„Maßstäbe setzen und das gute Maß finden“

Hamburg · Gospelchöre in der Hafencity, Lichtermeer auf der Alster, A Capella im Stadtpark: Zum vierten Mal kommt der Evangelische Kirchentag im Mai nach Hamburg. Ein Glaubensfest der Superlative.

Besucher des Hamburger Hafens können es eigentlich nicht übersehen: Auf einem Riesenbanner kündigt sich der Deutsche Evangelische Kirchentag von 1. bis 5. Mai in der Hansestadt an. Barkassen und Ausflugsschiffe fahren an dem 170 Meter langen und zehn Meter hohen blauen Transparent am Dock von Blohm+Voss vorbei. Auch an Hamburgs Wahrzeichen, dem Michel, prangt ein Transparent mit dem biblischen Motto "Soviel du brauchst". In der Hafencity, auf der Reeperbahn, dem Fischmarkt und Rathausmarkt sowie im Stadtpark sind Bühnen für die Gottesdienste aufgebaut.

"Die Stimmung in der Stadt ist ausgesprochen positiv und offen", freut sich Kirsten Fehrs, Bischöfin der gastgebenden Nordkirche. Nach Bremen (2009) und Dresden (2011) wird das Glaubensfest zum vierten Mal in Hamburg gefeiert. "Das ist nicht nur ein Fest wie der Hafengeburtstag. Sondern hier kommen mehr als 100 000 Menschen zusammen, um etwas zu tun, um mitzudenken, zu agieren, zu feiern, zu singen. Das ist Interaktion und das ist das Besondere auch für Hamburg."

2500 Veranstaltungen an 400 Orten umfasst das 620 Seiten starke Programmheft - von Bibelarbeiten über Gottesdienste und Feierabendmahle bis zu Konzerten. Bundespräsident Joachim Gauck, Kanzlerin Angela und Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD) haben sich angekündigt, ebenso Margot Käßmann und Wolf Biermann. "Maßstäbe setzen und das gute Maß finden - das ist Zeitansage für die Gesellschaft", sagt Kirchentagspräsident Gerhard Robbers. Der Kirchentag antworte auf diese Herausforderungen mit drei Schwerpunkten: verantwortungsvolles Wirtschaften, friedvolles Zusammenleben der Kulturen und die Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft.

Die globalen Aspekte dieser Themen werden in Hamburg besonders deutlich, meint Fehrs. "Hier haben wir die Handelsbeziehungen im Hafen, aber wir kennen auch die Probleme der Flüchtlinge, die hier Zuflucht suchen." Außerdem gebe es in der Hansestadt sehr viele arme, aber auch sehr viele reiche Menschen. Im weltoffenen Hamburg ist aber auch nur noch jeder Zweite getauft. Deshalb plane der Kirchentag eine Begegnung der Religionen und Kulturen auf Augenhöhe. Besonders herzlich ist die Beziehung zu den Katholiken, die in Hamburg mit einem Anteil von zehn Prozent an der Bevölkerung zu den Minderheiten gehört. "Wir wollen als Christen zeigen: Wir gehören zusammen, halten zusammen, freuen uns zusammen und beten zusammen", sagt Erzbischof Werner Thissen.

Zufrieden sind die Veranstalter mit der Privatquartier-Kampagne "Koje Frei?". "11 461 Betten haben wir am Ende gebraucht und auch gefunden. Wir sind dankbar für die große Gastfreundschaft der Menschen in Hamburg und Umland", sagt Geschäftsführerin Sirkka Jendis. 60 000 meist junge Menschen schlafen auf Isomatten und Luftmatratzen in 200 Schulen. 5500 Ehrenamtliche werden den Kirchentag unterstützen - so viele wie noch nie. "Sie machen Kirchentag zu dem, was er ist, eine großartige Veranstaltung, zu der alle Menschen eingeladen sind", sagt Robbers.

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