Massaker im Jemen setzt Saudis unter Druck

Sanaa · Jüngst stärkten die USA ihren Verbündeten in Riad den Rücken. Trotz vieler ziviler Opfer durch saudische Luftangriffe im Jemen. Nach der verheerenden Attacke auf eine Trauerfeier in der Hauptstadt Sanaa könnte sich das ändern.

Der Boden ist bedeckt von Schutt und Blut, dazwischen liegen Leichenteile. Das Dach und einige Wände wurden von den mächtigen Explosionen herausgerissen. Von der "Große Halle" im Süden der jemenitischen Hauptstadt Sanaa ist nicht viel übrig.

Abdul Karim Dukhaisch hat die "apokalyptische Szene" hautnah erlebt, bei der mindestens 140 Menschen starben und über 500 verletzt wurden. Es habe in einer nahen Moschee gebetet, als er "die Geräusche eines gewaltigen Luftangriffs" hörte, erzählt er. "Ich lief zu meinem Haus nahe der Halle, weil ich Angst um meine Familie hatte. Auf meinem Weg traf ein zweiter Luftschlag das Gebäude." Er habe das Schreien und Weinen der Menschen gehört.

Mehr als tausend Menschen sollen in der Halle in Sanaa getrauert haben, als sie zur Zielscheibe der Luftangriffe wurde. Der Vater eines Ministers der Huthi-Rebellen war gestorben. Auch einflussreiche Menschen drängten sich in dem bekannten Gebäude im Süden der Hauptstadt. Dann kamen die Bomber.

Es war einer der schwersten Angriffe und das wohl perfideste Massaker seit der Eskalation des jemenitischen Konflikt im März 2015. Damals schmiedete das sunnitische Saudi-Arabien eine Militärkoalition mit mehreren arabischen Staaten, um die schiitischen Huthi-Rebellen in dem Bürgerkriegsland aus der Luft anzugreifen. Ziel ist die Unterstützung der international anerkannten Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi . Die Huthis kontrollieren weite Teile im Norden des Landes.

Dabei gibt es kaum einen Zweifel daran, dass verheerende Luftschläge auf Wohngebiete, Märkte und sogar eine Hochzeitsgesellschaft von dem Militärbündnis in Riad ausgeführt wurden - weit über 1000 Zivilisten starben bereits. Saudi-Arabien bestreitet, dieses Mal verantwortlich zu sein. Doch die Huthis haben keine Luftwaffe. Und die USA führen nur vereinzelte Drohnenangriffe auf Terroristen aus.

Trotzdem hielten die Amerikaner ihrem wichtigen Verbündeten am Golf bislang die Treue. Als Außenminister John Kerry jüngst mit seinem saudischen Amtskollegen Adel al-Dschubeir im Königreich vor die Presse trat, sprach er von "sehr realen Bedrohungen" aus dem Nachbarland, auf die Saudi-Arabien nur reagiere. Gestern fand Washington nun klare Worte. Die Partnerschaft sei "kein Blanko-Scheck", sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates. "Wir haben eine sofortige Überprüfung unserer bereits deutlich reduzierten Hilfe für das saudisch geführte Bündnis eingeleitet."

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