"Margot Superstar" ist zurück

München. Wo immer sie ist, wird sie mit Jubel und Beifall empfangen. Gut zehn Veranstaltungen absolviert die ehemalige Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover und frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche (EKD), Margot Käßmann, auf dem 2

 Margot Käßmann wurde mit viel Jubel empfangen. Foto: dpa

Margot Käßmann wurde mit viel Jubel empfangen. Foto: dpa

München. Wo immer sie ist, wird sie mit Jubel und Beifall empfangen. Gut zehn Veranstaltungen absolviert die ehemalige Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover und frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche (EKD), Margot Käßmann, auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München - nicht gerechnet die Vorstellung ihres Buches "Das große Du - das Vaterunser" am vergangenen Mittwoch. "Bedeutet Machtverlust Ohnmacht?", wurde sie bei einer Diskussion gefragt. Ihre Antwort: "Er bedeutet auch Freiheit."

Nicht einmal drei Monate ist es her, da überfuhr die Bischöfin mit ihrem Dienstwagen im alkoholisierten Zustand eine rote Ampel. Drei Tage später trat sie von ihren Spitzenämtern zurück.

Doch nach dem Beifahrer bei jener Trunkenheitsfahrt wird Käßmann in München ebenso wenig gefragt, wie der frisch entlassene Augsburger Bischof Walter Mixa vermisst wird. Den ersten Jubel holt sie sich am Morgen des Himmelfahrtstags ab. Man darf davon ausgehen, dass unter den gut 6000 Zuhörern in einer Messehalle viele sind, die weniger an der Bibelarbeit als an "Margot Superstar" interessiert sind. "Sie ist die Glaubwürdigkeit in Person", schwärmt eine ältere Zuhörerin: "Sie bleibt die Leitfigur des Protestantismus." Dabei wird auch deutlich, was die Menschen an ihr besonders schätzen: Statt salbadernden Singsang abzuliefern, formuliert sie auf den Punkt, zuweilen auch aktuell und hochpolitisch. Sie lasse sich gerne lächerlich machen, wenn man ihr vorschlage, mit den Taliban in einem Zelt zu beten, sagt sie zum Afghanistan-Krieg. Das sei jedenfalls eine angemessenere Form, Frieden zu schließen, als das Bombardement von Tanklastzügen. Gleich anschließend erklimmt die Ex-Bischöfin das Diskussionspodium in der Münchner Johanniskirche, wo es um "Frauen und Macht" geht. Da kommt ihr sogar das Wort "Dienstwagen" über die Lippen, allerdings in einem harmlosen Zusammenhang. Sie habe als Bischöfin versucht, die Isolation der Macht zu vermeiden, sagte die 51-Jährige. Anders als diejenigen, die "mit Fahrer und Dienstwagen kommen und so auch wieder abrauschen". Im Übrigen habe sie "nie behauptet, dass Frauen die besseren Menschen sind". "Wir wissen, wie leicht wir verführbar sind", schreibt sie in ihrem neuen Buch, in dem sie zu ihrer Alkoholfahrt schweigt. Manchmal, meint die Ex-Bischöfin, schicke Gott eben eine Sintflut - und sei es in Gestalt einer roten Ampel.

Hintergrund

 Margot Käßmann wurde mit viel Jubel empfangen. Foto: dpa

Margot Käßmann wurde mit viel Jubel empfangen. Foto: dpa

Mit einem Plädoyer für die Anti-Baby-Pille provoziert die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann beim 2. Ökumenischen Kirchentag die Spitzenvertreter der Katholiken: Ausgerechnet im Liebfrauendom, der Münchner Bischofskirche, pries die 51-Jährige gestern Abend laut Redemanuskript die Pille als "Geschenk Gottes". Jedes Jahr kämen mehr als 300 000 Frauen durch die Folgen von Schwangerschaft oder Geburt ums Leben. "Wer solches Elend von Müttern und Kindern verhindern will, wer den Segen des Gebärens nicht zum Fluch werden lassen will, wird für Geburtenkontrolle (. . .) eintreten", betonte sie. ddp

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