„Man merkt, dass er ein Menschenfänger ist“

Zu den geladenen Gästen bei Obamas Rede am Brandenburger Tor gehörte auch Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Mit ihr sprach SZ-Redakteur Ulrich Brenner.

Reden amerikanischer Präsidenten in Berlin werden schnell als historisch bezeichnet. Ist Ihnen bei Obamas Worten ein Schauer über den Rücken gelaufen?

Kramp-Karrenbauer: Zunächst mal eher der Schweiß - bei diesen Temperaturen. Ich halte wenig davon, die Rede gleich mit dem Prädikat historisch zu versehen. Aber sie war wichtig und richtig.

Wie empfanden Sie die Atmosphäre vor dem Brandenburger Tor?

Kramp-Karrenbauer: Als locker. Dazu hat Obama selbst beigetragen. Er war sehr gut drauf. Man merkt schon, dass er ein Menschenfänger ist, ihm die Herzen zufliegen. Es gab aber auch keine Hysterie. Ich glaube, dass sich das mit den Jahren der Präsidentschaft Obamas etwas der Realität angenähert hat.

Wo haben Sie gedacht: Ja, das musste so gesagt werden?

Kramp-Karrenbauer: Als Obama auf das Thema Menschenrechte und Freiheit einging, vor allem auf die Situation der Frauen weltweit, und deutlich gemacht hat: Wie dürfen uns nicht bequem zurücklehnen und jene nur bemitleiden, denen die Freiheit fehlt. Sondern wir müssen dafür sorgen, dass sie Menschen überall in der Welt zugute kommt.

Der Präsident hat Punkte, die Deutschland wichtig sind, nur kurz gestreift: Guantanamo, Drohnen, Privatsphäre. War das nicht alles zu allgemein?

Kramp-Karrenbauer: Ich fand es gut, dass er es überhaupt angesprochen hat, sich nicht gedrückt hat. Dass er etwa seine Anstrengungen verstärken will, Guantanamo zu schließen. Im Übrigen hat er diese Punkte ja auch intensiv mit der Kanzlerin besprochen. Das ist der richtige Platz.

Was hätten Sie denn dem Präsidenten gesagt, wenn Sie in persönlich hätten sprechen können?

Kramp-Karrenbauer: Ich hätte ihn gefragt, warum die USA jetzt mit den Taliban verhandeln. Ob das nicht dazu führt, dass nach einem Abzug das alte Regime wieder hergestellt wird - mit allen negativen Auswirkungen für die Menschen, vor allem die Frauen.

Der Berlin-Besuch Obamas wurde fast als Ereignis des Jahres behandelt. Was hat er gebracht?

Kramp-Karrenbauer: Es war ein kurzer, aber intensiver Besuch. Ein starkes Signal der Verbundenheit. Er hat verdeutlicht, dass es eine besondere deutsch-amerikanische Beziehung gibt - aus der Historie heraus und mit Blick auf die Aufgaben der Gegenwart.

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