Algerien Machtkampf nach Bouteflika-Rücktritt

Algier · Nach dem Rücktritt des altersschwachen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika wird in Algerien hinter den Kulissen um die Macht gerungen. Das Verfassungsgericht erklärte den Posten des Staatschefs gestern offiziell für unbesetzt, wie die staatliche Nachrichtenagentur APS meldete.

 Abdelaziz Bouteflika war seit 1999 Präsident in Algerien.  Foto: Djarboub/AP/dpa

Abdelaziz Bouteflika war seit 1999 Präsident in Algerien. Foto: Djarboub/AP/dpa

Foto: dpa/Sidali Djarboub

Laut Verfassung übernimmt zunächst der Chef des Oberhauses für maximal 90 Tage das höchste Amt. Er muss während dieser Zeit eine Neuwahl organisieren. Dabei handelt es sich mit Abdelkader Bensalah um einen alten Weggefährten Bouteflikas. So bleibt Algeriens politische Elite vorerst weiter an der Macht.

Der 82-jährige Bouteflika hatte am Dienstagabend offiziell seinen Rücktritt eingereicht und damit auf wochenlange Proteste reagiert. Nach 20 Jahren an der Macht bedeutet das eine Zäsur für das nordafrikanische Land. In der Hauptstadt Algier und anderen Regionen gingen danach spontan Hunderte Menschen auf die Straße und feierten. Die Demonstranten und die Opposition fordern jedoch weiterreichende Maßnahmen, die auch die Elite entmachten sollen.

Algerien wird seit Jahrzehnten von einem engen Geflecht aus Militärs, Politikern, Geheimdienstlern und Wirtschaftsvertretern regiert. Bouteflika galt zuletzt nur noch als Gesicht dieser Machtelite. 1999 war er als Wunschkandidat des algerischen Militärs gewählt worden. Seit einem Schlaganfall kann er sein Amt aber kaum noch ausfüllen.

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