Luxus „à la française“ soll weltweit ein Renner bleiben

Versailles · Pariser Insignien für genussvolles Leben sind auf der ganzen Welt weiter hoch im Kurs. Luxus „à la française“ scheint keine Krise zu kennen. Auch künftig wollen Franzosen das Luxus-Näschen vorn haben.

Ein Gang über einen Pariser Wochenmarkt ist ganzjährig ein Genuss. Kurz vor Weihnachten und Silvester potenzieren die Stände ihre Leckereien, werden zu kulinarischen Kulminationspunkten der Spezialitäten aller Regionen. Allein die Angebote an vielfältigstem Krustengetier lassen sich nur noch in laufenden Metern messen. Wenige Minuten auf einem solchen Markt vermitteln das Gefühl für "savoir-vivre", in Deutschland als französische Lebenskunst verstanden. Französische Unternehmen wie Hermès, Louis Vuitton , Givenchy, Bollinger, Chanel, Cartier , Christian Dior , Yves Saint Laurent , Remy Martin oder Dupont verpacken dieses Gefühl der Lebenskunst mit ihren hochwertigen Produkten. Luxus "à la française" bleibt so auch in Zeiten französischer Wirtschaftskrisen weltweit ein Exportschlager.

Fünf der reichsten Franzosen haben ihr Vermögen vor allem der Herstellung von Luxusgütern zu verdanken. Einer von ihnen, Bernard Arnault , hat vor wenigen Wochen mit der Eröffnung der von Frank Gehry gebauten Stiftung Louis Vuitton in Paris ein ebenso eindrucksvolles wie weithin sichtbares Zeichen für den Reichtum gesetzt, der sich mit französischen Luxusartikeln erwirtschaften lässt. Im jüngsten Frankreich-Porträt der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik wird die Liste mit den zehn reichsten Menschen in Deutschland verglichen: "Dort werden die Vermögen hauptsächlich im Einzelhandel, in Baukonzernen und in der Autoindustrie gemacht." Mit dem Luxus-Image lässt sich in Frankreich weiter viel Geld verdienen. Unternehmensberater von Bain & Company haben 2014 einen weltweiten Markt für Luxusgüter in Höhe von 223 Milliarden Euro ermittelt. Von den 270 Marken, die vermeintlich guten Geschmack für hohe Preise verkaufen, werden 130 französisch ausgesprochen. Das sonst so krisengeschüttelte Land sichert sich 35 Prozent des prestigeträchtigen Marktes, weit vor Unternehmen aus den USA (23 Prozent) oder Italien (13 Prozent).

Motor einer solchen Entwicklung ist das 1954 gegründete Comité Colbert, ein Zusammenschluss von knapp 80 Herstellern von Luxusartikeln, führenden Nobelhotels oder Stern-überhäuften Restaurants. In der Organisation definieren sie gemeinsame Interessen. "Die Unternehmen, die bei Colbert vereinigt sind, lassen ihre konkurrierende Aggressivität an der Garderobe", beschreibt Dior-Chef Sidney Toledano die Arbeit. Zum 60. Geburtstag - im Schloss von Versailles gefeiert - machten sich Firmenchefs schon mal Gedanken, wie sich französischer Luxus auch 2074 noch vermarkten lässt.

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