„Lucke sollte sich entspannen“
Frauke Petry ist eine von drei Parteichefs der AfD. Sie spricht sich gegen Pläne ihres Co-Vorsitzenden Bernd Lucke aus, der AfD eine neue Führungsstruktur zu geben. Mit ihr sprach SZ-Korrespondent Hagen Strauß.
Frau Petry, was haben Sie gegen ihren Co-Vorsitzenden Bernd Lucke ?
Petry: Nichts. Wir sind nur nicht immer einer Meinung.
Aber in der AfD herrscht Kleinkrieg. Sie und andere haben Lucke in einem Brief vorgeworfen, er führe nach Gutsherrenart. Steht die Partei vor einer Zerreißprobe?
Petry: Nein, das steht sie nicht. In der Auseinandersetzung wird vergessen, wer damit angefangen hat. Bernd Lucke will ohne Not das Dreier-Modell einer Führungsspitze auf eine einzige Spitze verengen. Dagegen wende ich mich. Dafür hat er auch keine Mehrheit in der Partei. Der Erfolg der AfD ist von ihm verkauft, aber nicht nur von ihm erarbeitet worden. Außerdem unterstellt er uns, dass das bisherige Sprecher-Trio nicht funktioniert hat. Auch das stimmt nicht.
Ist für Sie eine Zusammenarbeit mit Lucke noch möglich?
Petry: Man darf die Auseinandersetzung nicht persönlich nehmen. Bernd Lucke fällt dies schwerer als manchem anderen. Ich fände es gut, wenn er die Sache entspannter sehen würde. Es geht am Ende um die Inhalte. Übrigens hat er immer selber bekundet, dass er nicht alle Positionen in der Partei vertreten kann und möchte. Wenn ich diese Aussage ernst nehme, kann ich nicht ernsthaft für eine einzige Spitze sein und damit eine thematische Verengung der AfD vornehmen. Schon gar nicht in einer Partei, die noch so jung ist.
Was soll der Wähler von den ganzen Querelen halten?
Petry: Wir reden über Inhalte und Personen, weil Inhalte natürlich über die Personen transportiert werden. Die AfD ist sehr breit aufgestellt. Und natürliche wünschen sich die allermeisten Mitglieder und Wähler Ruhe in dieser Frage. Diese Ruhe kann nur dann eintreten, wenn wir uns gemeinsam auf eine Kompromisslösung verständigen. Dazu bin ich bereit. Weil alle Bemühungen aber bisher fruchtlos geblieben sind, haben wir uns dazu entschieden, die Debatte auch öffentlich werden zu lassen und ehrlich zu führen.
Was wäre ein Kompromiss?
Petry: Ich hoffe, dass eine Einigung vor dem anstehenden Parteitag möglich ist. Darüber werden wir bei unserem Treffen am 18. Januar reden. Der Kompromiss muss so aussehen, dass Bernd Lucke auch weiterhin dabei ist. Das möchte ich. Ich wünsche mir umgekehrt, dass er auch diejenigen, die die Partei ebenso mitgeprägt haben, mehr respektiert.