Linnewebers unbeantwortete Fragen an die Landesregierung

Saarbrücken. Die Antwort auf die Regierungserklärung der neuen Ministerpräsidentin ließ nicht lange auf sich warten. Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte darin ankündigt, jeden Euro - auch bei den Hochschulen - kritisch zu hinterfragen

 Uni-Präsident Volker Linneweber in einem Hörsaal. Foto: Steve Welter

Uni-Präsident Volker Linneweber in einem Hörsaal. Foto: Steve Welter

Saarbrücken. Die Antwort auf die Regierungserklärung der neuen Ministerpräsidentin ließ nicht lange auf sich warten. Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte darin ankündigt, jeden Euro - auch bei den Hochschulen - kritisch zu hinterfragen. Just am Tag danach meldete sich Universitäts-Präsident Volker Linneweber mit einem Positionspapier zu Wort, in dem er von der Landespolitik eine konkrete Marschroute fordert, wie es mit der Hochschule weitergehen soll.Fest steht bereits seit einiger Zeit: Die Uni muss sparen. Doch wie, ist völlig unklar. Das Wissenschaftsministerium hatte bereits angekündigt, dass die Universität ab 2014 nicht mit mehr Geld rechnen kann. Die Beratungsgesellschaft PWC hat der Hochschule im Juni Einsparpotenzial bei der medizinischen Fakultät bescheinigt. Das jüngst veröffentlichte Manifest der privaten "Zukunftsinitiative Saar" schlägt ebenfalls vor, den Rotstift bei der medizinischen und rechtswissenschaftlichen Fakultät anzusetzen (wir berichteten). Doch noch sind keine konkreten Pläne ausgearbeitet, wie sich die Hochschule unter einem Spardiktat weiterentwickeln soll. Bisher habe es weder auf das PWC-Gutachten noch auf die Vorschläge der Zukunftsinitiative Reaktionen des Ministeriums gegeben, sagt Linneweber. Außerdem stehe noch in den Sternen, mit welchen Mitteln die Hochschule ab dem Jahr 2014 rechnen kann, weswegen die Uni ihre Zukunft bisher nur "in den Nebel hineinplanen" könne.

Wenn die Uni dem Saarland mit Einsparungen aus seiner maroden Finanzlage helfen soll, komme es unweigerlich zu einer Änderung in Forschung und Lehre, warnt Linneweber. "Es ist ein Irrglaube, man könne sparen und weiterhin Gleiches leisten." Eine erste Konsequenz auf Mittelkürzungen wäre, bei gleichbleibendem Angebot den Numerus Clausus (NC) zu verschärfen. Schließungen ganzer Fächer hält Linneweber für problematisch. Zu verantworten wäre das nach Ansicht des Präsidenten nur, wenn man die Saar-Uni als einzige Landesuniversität aus ihrer regionalen Verantwortung entließe, wonach sie ihren Studenten ein möglichst breites Fächerspektrum anbieten soll. Die Konzentration auf nur wenige Fachbereiche ließe die Hochschule wiederum zur Nischen-Uni werden, was zwar mehr Studenten von außerhalb des Saarlandes anlocken, den eigenen "Landeskindern" aber nicht weiterhelfen würde.

Der Uni-Präsident spricht bewusst nicht von einem Einspar-, sondern einem "Veränderungspotenzial" der Hochschule. "Wir machen uns durchaus Gedanken, was ab 2014 passieren wird", so Linneweber. Mögliche Maßnahmen bei gleichbleibenden oder gekürzten Mitteln werden bereits durchgespielt, allerdings fehlten zur genaueren Ausgestaltung noch Ansagen des Ministeriums. Man könne sich etwa weitere Kooperationen mit anderen Hochschulen vorstellen - nicht nur mit der Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), sondern auch mit der TU Kaiserslautern oder der Uni Trier. Möglich wäre es auch, sich künftig auf "preiswerte Studiengänge" zu konzentrieren, kostenpflichtige Masterprogramme anzubieten und auf bestimmte Bachelor-Studiengänge zu verzichten, die etwa an der HTW angeboten werden könnten. Außerdem würden bereits jetzt keine Professorenstellen mehr unbefristet besetzt und Ausschreibungen aufgeschoben.

Linnewebers Appell an die Politik zur Zukunftssicherung der Uni: "Man sollte über eine Umverteilung des Landeshaushalts zugunsten der Hochschulen nachdenken." Er erinnert an den Koalitionsvertrag der Jamaika-Regierung von 2009. Darin heißt es, man wolle den Bereich Bildung und Wissenschaft von den Sparmaßnahmen ausnehmen und den Anteil der Landesausgaben für diese Bereiche um 30 Prozent erhöhen.

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