Linke legt sich auf Spitzenduo fest

Berlin · Gregor Gysis Mahnung scheint gefruchtet zu haben. Die Linke hat Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl benannt. Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch sollen aber nicht allein an vorderster Front stehen.

 Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht stehen für gegensätzliche Flügel in der Linkspartei. Foto: Von Jutrczenka/dpa

Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht stehen für gegensätzliche Flügel in der Linkspartei. Foto: Von Jutrczenka/dpa

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Die beiden Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch gehen als Spitzenkandidaten der Linken für die kommende Bundestagswahl ins Rennen. Darauf hat sich die Parteiführung nach langem internen Streit am Sonntag geeinigt. Katja Kipping und Bernd Riexinger , die beiden Linken-Vorsitzenden, mischen aber bei der Wahlkampfführung mit.

Vielleicht war die Mahnung von Gregor Gysi ja doch ganz hilfreich. Der vormalige Fraktionschef der Linken, und immer noch ein bisschen ihre Galionsfigur, hatte erst vor ein paar Tagen an seine beiden Nachfolger und das Vorsitzenden-Duo appelliert, sich bei der Kandidatenfindung endlich zusammenzuraufen. "Da sie unterschiedlicher Meinung sind", so Gysi, "muss jede und jeder nachgeben". Das ist nun offenkundig geschehen. Schon im Sommer hatten Wagenknecht und Bartsch die Spitzenkandidatur intern für sich allein reklamiert. Das stieß nicht nur auf Begeisterung. Insbesondere Katja Kipping hält sich genauso für spitzentauglich. Deshalb hätte sie lieber ein Spitzenquartett der Partei- und Fraktionschefs gehabt. Als Kompromiss wurde gestern festgelegt, dass die vier Partei- und Fraktionschefs den Wahlkampf gemeinsam als Spitzenteam organisieren. Von einer "gesichtswahrenden Lösung" für Kipping war die Rede.

Wagenknecht ist neben Gysi zweifellos das bekannteste Gesicht der Linken. In den Talkshows zählt die 47jährige Frau zum personellen Inventar. Die Antikapitalismus-Thesen der früheren Frontfrau der "Kommunistischen Plattform" bringen jeden Linken-Parteitag in Verzückung. "Da wären wir doch mit Klammersack gepudert, so ein Zugpferd nicht im Wahlkampf besonders herauszustellen", hieß es in der Fraktion. Dietmar Bartsch wiederum zählt zu den Super-Realos der Partei. Der 58jährige Nordostdeutsche war schon Bundesgeschäftsführer und Wahlkampfmanager, als die Linke noch PDS hieß. Er gilt als politischer Macher.

Bei der Wahl des ungleichen Duos in den Fraktionsvorsitz vor gut einem Jahr herrschte noch Skepsis, ob die beiden den linken Laden aus eigentlich zwei tief verfeindeten Flügeln zusammenhalten könnten. Doch der große Krach ist bislang ausgeblieben. Wagenknecht und Bartsch wird eine professionelle und vertrauensvolle Zusammenarbeit bescheinigt. Reibungen im Wahlkampf dürften trotzdem programmiert sein. Während Bartsch am Regierungswillen seiner Partei keinen Zweifel lässt, sendet Wagenknecht hier zwiespältige Signale aus. Der SPD wirft sie regelmäßig Verrat an den sozialdemokratischen Idealen vor. Ihr Credo: Nur wenn sich die "Grundrichtung der Politik" ändere, sei die Linke zum Mitregieren bereit.

Meinung:

Zugpferde im Wahlkampf

Von SZ-Korrespondent Stefan Vetter

Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch werden die personellen Aushängeschilder der Linken im Bundestagswahlkampf sein. Wer auch sonst? Der Parteiführung blieb vernünftigerweise keine andere Entscheidung übrig, nachdem sich Gregor Gysi vor eineinhalb Jahren in die zweite politische Reihe verabschiedet hatte. Selbst wenn die Linke über geeignete Zugpferde verfügt, dürfte ein gutes Wahlergebnis jedoch schwer zu stemmen sein. Längst gilt nämlich auch sie als Teil des Establishments. Die Rolle der Protestpartei hat die AfD übernommen. Einen "Wir-gegen-alle-Wahlkampf" wird man der Linken daher kaum abnehmen.

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