Umfrage unter Saarländern „Lindner hat sich ein Eigentor geschossen“

Saarbrücken · Stehen die Zeichen auf Neuwahlen oder soll es eine Minderheitsregierung geben? Bei den Saarländern gehen die Meinungen darüber auseinander.

 Alexander Rausch  Walhausen/Nohfelden

Alexander Rausch Walhausen/Nohfelden

Foto: Iris Neu-Michalik

Das Scheitern von Jamaika hat viele Saarländer tief enttäuscht. Über Sinn und Notwendigkeit von Neuwahlen gehen die Ansichten auseinander, wie eine Umfrage zeigt.

Hans-Jürgen Diener (51) aus Saarbrücken) geht davon aus, dass es Neuwahlen geben wird. „Ich denke, dass die Karten neu gemischt werden – dann aber ohne Merkel und ohne Schulz.“ Das eröffne die Möglichkeit, dass sich auch Protestwähler wieder für etablierte Parteien entscheiden, meint Diener.

Alexander Rausch (50) aus Walhausen/Nohfelden glaubt hingegen, dass es auf eine Minderheitsregierung hinausläuft: „Angela Merkel wird an ihrer Machtposition festhalten, und die Union wird sich mit den Grünen zusammenraufen.“ Es werde der Kanzlerin sicherlich gelingen, sich Mehrheiten für politische Entscheidungen zu sichern.

Dagmar und Andreas Brill (49/47) aus Schwalbach denken, dass es nicht auf Neuwahlen hinauslaufen wird. Jetzt müsse es eine Minderheitsregierung richten. Und da die Union die meisten Stimmen habe, werde Merkel weiter als Kanzlerin die Geschicke des Landes lenken. „Neuwahlen würden den extremen Parteien mehr Stimmen bringen“, meint Brill. Seine Frau schätzt, dass die Wahlbeteiligung im Fall einer Neuwahl deutlich geringer ausfällt.

Josef Raidelet (76) aus Saarbrücken hat von vornherein nicht an einen Erfolg der Sondierungsgespräche geglaubt. „Wie sollen sich vier Parteien auf ein gemeinsames Programm einigen?“, meint er. Raidelet hält die Regierungszeit von Kanzlerin Merkel nun für beendet. Seiner Überzeugung nach wird „die SPD wieder eine Rolle spielen“.

Nach Ansicht von Silvia Engel (61) hat sich FDP-Chef Christian Lindner „ein Eigentor geschossen“. Sie findet es peinlich, dass die Jamaika-Regierung nach so vielen Verhandlungstagen nicht zustande kommt. „Maßlos enttäuscht“ sei sie auch von der Kanzlerin: „Ihre Zeit ist vorbei, weil sie die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat.“ SPD-Kandidat Martin Schulz, so meint die Saarbrückerin, spekuliere nun auf eine rot-rot-grüne Regierung.

 Silvia Engel, Saarbrücken

Silvia Engel, Saarbrücken

Foto: Iris Neu-Michalik
 Elma Kujundzic,  Saarbrücken

Elma Kujundzic, Saarbrücken

Foto: Iris Neu-Michalik

Elma Kujundzic blickt möglichen Neuwahlen eher mit Skepsis entgegen. „Ich denke, dass Neuwahlen nötig sind, bin aber zwiegespalten.“ Die 19-Jährige, die gerade ihr Abitur gemacht hat, schaut auf die deutsche Geschichte – auf die Weimarer Republik und den Zweiten Weltkrieg. Das Scheitern der Koalition weckt bei ihr ungute Gefühle. Sie ist besorgt, dass Neuwahlen vor allem der AfD zusätzliche Stimmen bescheren werden.

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