„Lieber zur schlichten Variante greifen“

Panikmache oder Handlungsbedarf? Lebensmittelexpertin Saskia Both vom Landesamt für Verbraucherschutz erklärt SZ-Redaktionsmitglied Kai Thomas, welche Gefahr von den bunt bedruckten Tüten ausgeht.

Frau Both, müssen wir uns vor bunt bedruckten Verpackungen und Servietten fürchten?

Both: Grundsätzlich nicht. Allerdings haben in den vergangenen Jahren einige Skandale und das Druckfarbenprojekt des Bundeslandwirtschaftsministeriums gezeigt, dass immer wieder unerwünschte Druckfarbenbestandteile auf Lebensmittel übergehen. Die geplante rechtliche Regulierung ist deshalb sehr zu begrüßen. Der Verbraucher hat es zum Teil auch selbst in der Hand, eine Kontamination mit Druckfarbenbestandteilen zu vermeiden, indem er beispielsweise sein belegtes Brötchen nicht auf der bunt bedruckten Außenseite der Bäckertüte ablegt oder statt der intensiv farbigen Serviette an Weihnachten in der Gebäckschale lieber zu einer schlichteren Variante greift.

Wie häufig beinhalten Lebensmittel im Saarland Bestandteile von Druckfarben?

Both: In den letzten vier Jahren hat das Landesamt für Verbraucherschutz verstärkt bunt bedruckte Lebensmittelkontaktmaterialien aus Papier, etwa Bäckertüten, Servietten und Dönertüten, unter die Lupe genommen und insbesondere ihre Farbechtheit geprüft. Erfreulicherweise sind die Kontrollergebnisse dabei von Jahr zu Jahr besser geworden. Im vergangenen Jahr mussten wir von 109 Proben nur 17 beanstanden.

Ist es nötig, die Verwendung von Druckfarbe bei Lebensmittelverpackungen strenger zu regeln?

Both: Das Saarland unterstützt das Vorhaben, zum Schutz der Verbraucher vor Gesundheitsgefahren eine rechtliche Regelung zu schaffen. Die geplante Verordnung sieht vor, eine Liste von Stoffen, die in Druckfarben bei der Herstellung von Lebensmittelbedarfsgegenständen verwendet werden dürfen, mit Höchstmengen für den Übergang auf Lebensmittel festzulegen. In diese Liste sollten nur solche Stoffe aufgenommen werden, für die eine Risikobewertung oder hierfür geeignete und ausreichende toxikologische Daten verfügbar sind. Nur so können ihre Auswirkungen auf die Gesundheit überprüft und sichere Grenzwerte für den Übergang auf Lebensmittel abgeleitet werden.

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