Lena greift wieder nach dem TitelLena-Kopien und Boybands

Düsseldorf. Herzschläge hallen durch die fast noch leere Düsseldorfer Arena. Überall zucken und flackern hunderte von Scheinwerfern auf. Selbst bei vielen der erfahrenen Journalisten, die gestern den ersten Probedurchlauf zum ersten Halbfinale des "Eurovision Song Contest" mitverfolgten, sorgte die gigantische Kulisse der weltweit größten TV-Show für eine Gänsehaut

 Der Vertreter Russlands: Alexej Vorobjov. Foto: dpa

Der Vertreter Russlands: Alexej Vorobjov. Foto: dpa

Düsseldorf. Herzschläge hallen durch die fast noch leere Düsseldorfer Arena. Überall zucken und flackern hunderte von Scheinwerfern auf. Selbst bei vielen der erfahrenen Journalisten, die gestern den ersten Probedurchlauf zum ersten Halbfinale des "Eurovision Song Contest" mitverfolgten, sorgte die gigantische Kulisse der weltweit größten TV-Show für eine Gänsehaut.Bereits beim ersten Blick in die Halle wurde vielen klar: Der Musikwettbewerb möchte mit 43 Ländern in diesem Jahr nicht nur einen neuen Teilnahmerekord aufstellen. Auch sonst will die ARD als Ausrichter des ersten Grand Prix auf deutschem Boden nach dem Sieg von Nicole im Jahre 1982 neue Maßstäbe setzen: "Das ist für alle Beteiligten die größte Show, die wir jemals gemacht haben", erklärt ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber. "Klotzen, nicht kleckern", scheint für die Macher das Motto zu sein. Für die "Olympischen Spiele der Unterhaltung", wie Technikleiter Dieter Thiessen die weltweit größte TV-Show nennt, lässt die ARD 12,1 Millionen Euro springen.

Bereits Anfang April hat ein rund 150-köpfiges Team damit begonnen, das Fußballstadion von Fortuna Düsseldorf in ein riesiges Fernsehstudio zu verwanden. Nun lässt der Blick in die Halle, die Platz für 35 000 Fans bietet, Großes erwarten: Hinter der an ein Raumschiff erinnernden Bühne mit einem Durchmesser von 13 Metern steht eine riesige, 60 Meter breite und 18 Meter hohe LED-Wand. 2200 Lichtquellen setzen die Darbietungen der Akteure in Szene. 90 Mikrofone sind im Einsatz. 25 Kameras fangen das Geschehen für die rund 120 Millionen Fernseh-Zuschauer ein.

Aber auch die Bereiche des Geländes, die die TV-Nation nicht zu sehen bekommen, sind gigantisch: Neben der Arena stehen rund 80 Container, in denen die Mitarbeiter der Ton- und Sendetechnik sowie der Regie sitzen. Nach elf Probetagen steht nun heute um 21 Uhr (Pro 7) die erste von zwei Halbfinal-Shows an. Denn während die "Big Five", die fünf größten Geldgeber der "Europäischen Rundfunkunion", Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien, bereits fürs Finale am Samstag, 21 Uhr, gesetzt sind, müssen sich die restlichen 38 Länder erst für diese Endrunde qualifizieren.

Gestern Nachmittag fand nun der erste Probedurchlauf für das erste Halbfinale statt. Noch gab es einige Pannen. So startete die Show mit 20 Minuten Verspätung und die ganze Armee von Helfern schaffte es nicht immer, in der extrem kurzen Zeit zwischen zwei Beiträgen die Bühne umzubauen. Bei den Medienvertretern kristallisierten sich schnell Favoriten heraus: Dazu gehören unter anderem Norwegen, das auf heiße Sommerrhythmen setzt, und Russland, das mit einem charismatischen Sänger überzeugt.

"Beim Eurovision Song Contest schaut die Welt auf Düsseldorf", sagt Oberbürgermeister Dirk Elbers. Für den Stadtvater ist das mediale Großereignis eine einmalige Chance, im Wettbewerb der Städte auf die Rheinmetropole aufmerksam zu machen. Überall wehen Fahnen mit dem Logo des Wettbewerbs, Straßenbahnen sind in den Look eingekleidet, und fast täglich steigen Veranstaltungen rund um den Wettbewerb. Morgen singen zum Beispiel Ex-Teilnehmer wie Johnny Logan, Guildo Horn und die saarländische Künstlerin Ingrid Peters ihre Grand-Prix-Hits im klassischen Gewand.

saarbruecker-zeitung.de/esc

Düsseldorf. Nach Lenas überraschendem Sieg im Vorjahr trifft die deutsche Teilnehmerin bei ihrer Titelverteidigung gleich auf mehrere Sängerinnen, die ihr entweder optisch oder musikalisch ähneln. So setzen zum Beispiel Slowenien, Armenien, Weißrussland, die Schweiz und Estland auf Lena-Imitate. Neben dem deutschen Original tritt zudem eine weitere Ex-Gewinnerin wieder an: die transsexuelle Dana International, die 1998 für Israel siegte. Mit ihrem Song "Ding Dong" setzt sie, wie auch Finnland ("Da da dam") und Norwegen ("Haba haba") auf einfache Mitsing-Refrains.

Mit der Slowakei und Irland schicken gleich zwei Länder Zwillings-Pärchen ins Rennen. Großbritannien, Dänemark und Schweden versuchen mit Boyband-Vertretern ihr Glück. Und während die Türkei auf bewährte Rock-Rhythmen vertraut, versuchen Griechenland mit Hip-Hop-Beats und Belgien mit A-Cappella-Gesang, innovative Töne in den Grand Prix einzubringen.

 Die Vertreterin Norwegens: Stella Mwangi. Foto: dpa

Die Vertreterin Norwegens: Stella Mwangi. Foto: dpa

 Der Vertreter Russlands: Alexej Vorobjov. Foto: dpa

Der Vertreter Russlands: Alexej Vorobjov. Foto: dpa

 Die Vertreterin Norwegens: Stella Mwangi. Foto: dpa

Die Vertreterin Norwegens: Stella Mwangi. Foto: dpa

Als größter Exot wird jedoch der Teilnehmer aus Bosnien-Herzegowina gehandelt. Der 1962 geborene Dino Merlin ist mit Abstand der älteste Kandidat unter den oft jungen, potenziellen Lena-Nachfolgern. Eins haben dagegen fast alle Beiträge gemeinsam: Sie werden größtenteils in englischer Sprache gesungen, sind massenkompatibel und radiotauglich. Folkloristische Klänge aus den einzelnen Ländern hört man dagegen kaum noch. Gerade einige kleinere Länder versuchen stattdessen, um jeden Preis unter der Fülle der Bewerber aufzufallen. So erschien zum Beispiel die gesamte Delegation um Glen Vella aus Malta mit großen Sonnenbrillen zur Pressekonferenz und versuchte, den Journalisten zu verkaufen, dass man damit Unsichtbares sichtbar machen könne. Ob ihnen diese PR-Masche heute im Halbfinale Punkte einbringt? mv

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