Flüchtlinge Integration macht Fortschritte

Berlin · Laut einer Studie arbeiten immer mehr Flüchtlinge. Und immer mehr sprechen Deutsch.

 Ein Mann aus Eritrea bei der Arbeit bei einem Kabelhersteller. 35 Prozent der Flüchtlinge zwischen 15 und 64 haben inzwischen einen Job.

Ein Mann aus Eritrea bei der Arbeit bei einem Kabelhersteller. 35 Prozent der Flüchtlinge zwischen 15 und 64 haben inzwischen einen Job.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Integration von Flüchtlingen ist offenbar besser als ihr Ruf. So haben zum Beispiel mittlerweile rund drei Viertel der zwischen 2013 und 2016 angekommenen Schutzsuchenden einen Deutschkurs absolviert. Das geht aus einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die am Freitag in Berlin präsentiert wurde. Nachfolgend die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

Wie steht es um die Erwerbstätigkeit?

Der Anteil der Flüchtlinge im Alter zwischen 15 und 64 Jahren, die einer Arbeit nachgehen, ist bis zum Oktober 2018 auf 35 Prozent gestiegen. Im zweiten Halbjahr 2017 betrug die Quote nur 21 Prozent. Während rund 30 Prozent der Geflüchteten in Berufen arbeiten, für die sie formal überqualifiziert sind, arbeitet jeder Vierte in Jobs, deren Anforderungen über dem eigenen Qualifikationsniveau liegen. Unterm Strich liegen die Vollzeitverdienste von Geflüchteten im Mittel bei rund 55 Prozent der mittleren Verdienste aller Vollzeitbeschäftigten in Deutschland.

Sind die Sprachkenntnisse befriedigend?

Zumindest gibt es hier die größten Fortschritte. Bei ihrer Ankunft verfügten nur zehn Prozent der Geflüchteten über Deutschkenntnisse. Das änderte sich mit ihrer Aufenthaltsdauer spürbar. 2017 gaben 17 Prozent der im Jahr davor Zugezogenen an, über sehr gute oder gute Sprachkenntnisse zu verfügen. Von den Zugezogenen des Jahres 2015 meinte das schon jeder Dritte und von den 2014 Zugezogenen bereits knapp die Hälfte. Allerdings: Während insgesamt 44 Prozent der geflüchteten Männer gut oder sehr gut Deutsch sprechen, gilt das nur für 26 Prozent der Frauen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass die Voraussetzung für einen Sprach- oder Integrationskurs ein abgeschlossenes Asylverfahren ist.

Gibt es besondere Probleme?

Ja. Geflüchtete klagen stärker über psychische Probleme als der Bevölkerungsdurchschnitt. Angesichts von persönlichen Gewalterfahrungen, sexuellem Missbrauch und anderen schlimmen Ereignissen während der Flucht ist das auch nicht anders zu erwarten.

Welches Fazit ziehen die Experten?

„Die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt geht gut voran“, meinte der IAB-Forscher Herbert Brücker. Geflüchtete müssten allerdings stärker mit gezielten Maßnahmen unterstützt werden. Dazu zählte Brücker zum Beispiel eine schnellere Anerkennung von Qualifikationen. Nach Einschätzung von Nina Rother vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zeigen die Ergebnisse auch noch einen erheblichen Sprachförderungsbedarf insbesondere für Frauen mit Kindern.

Wie kam die Untersuchung zustande?

Die Angaben basieren auf einer repräsentativen Wiederholungsbefragung von Flüchtlingen, die zwischen 2013 und 2016 nach Deutschland kamen. Berücksichtigt ist demnach auch der Höhepunkt der Flüchtlingswelle im Jahr 2015, als rund eine Million Menschen nach Deutschland kamen. In den Jahren 2016 und 2017 wurden jeweils rund 5000 Geflüchtete befragt. Knapp 3000 von ihnen waren bei beiden Befragungen dabei. An der Untersuchung war neben dem IAB und dem Bamf auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) beteiligt.

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