Krankenkassen fordern Rangliste für Ärzte

Berlin/Saarbrücken · Nach dem Willen der Krankenkassen soll künftig auch die Qualität von niedergelassenen Ärzten bewertet und öffentlich gemacht werden. Die Ärzteschaft kritisiert die Idee scharf.

Die Krankenkassen wollen die Qualität der Leistungen von niedergelassenen Ärzten öffentlich machen. Patienten sollten sich vorab informieren können, "in welcher Praxis die Behandlungsqualität gut ist und wo noch nicht", sagte gestern der Sprecher des Kassen-Spitzenverbandes GKV, Florian Lanz. Nötig sei "echte Transparenz". Bislang fehle es dazu auf Bundesebene an aussagekräftigen Daten. Offen ließ der Verband zunächst, wie sich die Qualität anhand fester Kriterien verlässlich messen und "laienverständlich darstellen" lasse. Diese Diskussion stehe noch am Anfang. Bisher gibt es Qualitätsberichte nur für Kliniken.

Laut Lanz ist vorgesehen, dass Qualitätsdaten von einem geplanten neuen Institut aufbereitet und Patientenvertretern sowie Internetportalen zur Verfügung gestellt werden. Eine Rangliste nach dem Motto "Deutschlands bester Hausarzt" sei aber nicht geplant.

Die Forderung nach Qualitätsberichten über Praxisärzte stammt aus einem Positionspapier, das der Verwaltungsrat des Kassen-Verbandes demnächst beschließen will. Doch schon gestern löste sie bei den Medizinern massive Verärgerung aus. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, sprach von "Allmachtsfantasien". Der Präsident der Bundesärztekammer , Frank Ulrich Montgomery , warf den Kassen "Bürokratiewahn" vor. Damit nähmen sie "auch dem letzten Medizinstudenten die Lust, sich als Landarzt niederzulassen".

Nach Ansicht des saarländischen Ärztekammer-Chefs Josef Mischo begeben sich die Kassen mit ihrem Vorstoß "aufs Glatteis". Was über Ärzte veröffentlicht würde, müsste letztlich auch juristisch begründbar sein, sagte er der SZ. Die Kassenärztliche Vereinigung im Saarland sieht die Gefahr eines "weiteren Bürokratie-Monsters".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort