Krankenkassen fordern besseren Stress-Schutz

Berlin · Die Forderungen nach einem besseren Schutz der Arbeitnehmer vor Stress reißen nicht ab. Nun melden sich die Krankenkassen zu Wort. Sie machen die Arbeitgeber für den Anstieg seelischer Erkrankungen verantwortlich.

 Dauerstress im Job macht krank. Foto: Fotolia

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Die Chefs mehrerer großer Krankenkassen geben den Arbeitgebern in Deutschland eine Mitschuld an der Zunahme von Burnout-Erkrankungen und Depressionen . KKH-Chef Ingo Kailuweit warf den Unternehmen vor, ihre Verantwortung für die Beschäftigten zu vernachlässigen. Viele Betriebe versäumten es, ihre Mitarbeiter gezielt auf einen verträglichen Umgang mit wachsendem Stress vorzubereiten. "Hier müssen die meisten Arbeitgeber umdenken", sagte er der "Welt am Sonntag". Nach Ansicht von Barmer-Chef Christoph Straub führt der Gebrauch von Smartphones und die damit verbundene ständige Erreichbarkeit zu immer mehr Stress. Ein Gesetz könne "durchaus hilfreich sein, wenn es Arbeitgeber zwingt, Arbeitnehmern das Recht auf Ruhepausen zuzugestehen".

Einem AOK-Report zufolge summierten sich allein die Fehltage deutscher Arbeitnehmer wegen des Burnout-Syndroms im Jahr 2011 auf 2,7 Millionen. Die Zahl psychischer Erkrankungen sei seit 1994 um 120 Prozent gestiegen. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gehen inzwischen jede zweite Frühverrentung und 40 Prozent der Ausfallzeiten auf seelische Erkrankungen zurück. Probleme entstünden, wenn Arbeitnehmer in immer kürzerer Zeit immer mehr leisten müssten und auch nach Feierabend ständig erreichbar blieben. Burnout drohe zur "Volkskrankheit" zu werden, erklärte DGB-Vize Annelie Buntenbach.

Die Unternehmen wiesen die Vorwürfe umgehend zurück. "Kein Arbeitnehmer muss ständig erreichbar sein", sagte Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer. Er lehnt ein Eingreifen der Politik ab: Gesetzliche Regelungen könnten Probleme durch individuelle psychische Erkrankungen nicht lösen.

Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD ) hatte sich zuletzt offen für die Einführung einer Anti-Stress-Verordnung gezeigt. SPD-Chef Sigmar Gabriel sieht dagegen Arbeitgeber und Gewerkschaften und nicht den Gesetzgeber in der Pflicht.

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