"Krankenhaus-Hygiene ist ein Mentalitätsproblem"

Herr Minister, müssen Patienten Angst haben, dass sie im Krankenhaus kränker werden, als sie ohnehin schon sind?Weisweiler: Nein, das sicher nicht. Aber es gibt - wie bei vielen Dingen - immer noch Nachbesserungsbedarf, was die Einhaltung von Hygiene-Vorschriften in Krankenhäusern und auch Pflegeeinrichtungen generell betrifft

 Georg Weisweiler Foto: Maurer

Georg Weisweiler Foto: Maurer

Herr Minister, müssen Patienten Angst haben, dass sie im Krankenhaus kränker werden, als sie ohnehin schon sind?Weisweiler: Nein, das sicher nicht. Aber es gibt - wie bei vielen Dingen - immer noch Nachbesserungsbedarf, was die Einhaltung von Hygiene-Vorschriften in Krankenhäusern und auch Pflegeeinrichtungen generell betrifft.Wie ist es um die Hygiene in den saarländischen Krankenhäusern bestellt?Weisweiler: Wir haben den Krankenhäusern mit vier weiteren Ländern in einem Gesetz und einer Verordnung die Auflage gegeben, Krankenhaus-Infektionen zu erfassen, Hygiene-Beauftragte und Fachkräfte mit einem Anspruch auf Weiterbildung zu beschäftigen und regelmäßig hygienische Kontrollen durchzuführen. Wir haben also Strukturen geschaffen. Die Verordnung ist 2008 in Kraft getreten, das ist zu kurz, um sagen zu können: Wir sind im Saarland besser als andere Länder. Aber es ist jedenfalls für mich ein beruhigendes Gefühl, dass wir das umgesetzt haben, was derzeit möglich ist.Wenn nur fünf Länder solche Hygiene-Vorschriften haben, wäre es dann nicht an der Zeit, dass der Bund Regeln für alle vorschreibt?Weisweiler: Ich glaube, dass die Berichterstattung und der Aufruf des Bundesgesundheitsministers Philipp Rösler die Ländergesundheitsminister, die bisher mit den Themen nicht beschäftigt waren, veranlassen wird, sich hinsetzen und zu sagen: Da müssen wir auch etwas machen. Ich kann mir auch vorstellen, dass es ein Schreiben des Bundesgesundheitsministers geben wird. Aktionismus ist jetzt aber nicht gefragt.Sind Sie gegen eine bundeseinheitliche Regelung?Weisweiler: Ich sehe eine Notwendigkeit für vergleichbare Standards in allen Ländern. Bei der nächsten Gesundheitsministerkonferenz werden wir darüber zu reden haben, wie dies aussehen kann.Mehr Hygiene kostet Geld, und das ist im Gesundheitswesen knapp . . .Weisweiler: Was das Thema Hygiene in Krankenhäusern anbelangt, ist es erst einmal ein Mentalitätsproblem. Fangen wir doch mit den ganz simplen Dingen an wie Händewaschen. Wir müssen das Bewusstsein schärfen. Für mich ist da der Erlass einer Verordnung ausreichend, in der gesagt wird: Bitte richtet die und die Strukturen ein. Das ist der Anstoß, der vom Landesgesetzgeber kommen muss, aber auch ausreichend ist. Dann müssen sich die Krankenhäuser damit beschäftigen, und es wird darüber geredet - das halte ich für einen Wert an sich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort