Katholikentag in Münster Kommunion und Kruzifixe – was die Katholiken umtreibt

Münster · „Suche Frieden“: Eine ähnliche Aufforderung wie das Motto des Katholikentags in Münster hat Papst Franziskus jüngst an die deutschen Bischöfe gerichtet – sie sollen ihren Streit um die Kommunion beilegen. Weil sie sich aber nicht einig sind, droht in Münster Zündstoff. Auch zu anderen Themen. Ein Überblick:

„Suche Frieden“: Eine ähnliche Aufforderung wie das Motto des Katholikentags in Münster hat Papst Franziskus jüngst an die deutschen Bischöfe gerichtet – sie sollen ihren Streit um die Kommunion beilegen. Weil sie sich aber nicht einig sind, droht in Münster Zündstoff. Auch zu anderen Themen. Ein Überblick:

Worum dreht sich der Streit unter den Bischöfen?

Die Deutsche Bischofskonferenz hat mit Drei-Viertel-Mehrheit entschieden, dass im Einzelfall auch protestantische Ehepartner zur katholischen Kommunion gehen dürfen. Sieben konservative Bischöfe haben dann aber im Vatikan angefragt, ob so was denn erlaubt sei. Antwort des Papstes: Bitte einigt euch untereinander! Ist bisher nicht geschehen. In vielen Gemeinden ist der umstrittene Punkt indes längst gängige Praxis.

Ändert sich jetzt etwas in den Gemeinden?

Wohl nicht. Dort ist es längst gängige Praxis, dass Ehepartner mit unterschiedlicher Konfession gemeinsam zur Kommunion gehen. Das Risiko, dass der Priester oder Kommunionhelfer vor dem Ausreichen der Hostie die Frage „Moment mal, sind Sie eigentlich katholisch?“ stellt, tendiert gegen null. Oft ist der Priester froh, wenn überhaupt noch jemand kommt.

Wo gibt es noch Uneinigkeit?

Beim aktuellen Streit um das Aufhängen von Kruzifixen in bayerischen Landesbehörden. Auch hier liegen die Bischöfe über Kreuz. Der Chef der Bischofskonferenz und frühere Bischof von Trier, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, sagte, der Vorstoß von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) habe zu „Spaltung und Unruhe“ geführt. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer reagierte indes begeistert.

Warum sind die Bischöfe sich denn so oft uneinig?

Die beiden Lager spiegeln unterschiedliche Strömungen in der katholischen Kirche. Die Progressiven fordern, sich der Welt so weit wie möglich zu öffnen. Sie befürchten, dass die Kirche sonst den Anschluss an die westliche Gesellschaft des 21. Jahrhunderts verliert. Viele kirchliche Positionen werden auch von Gläubigen nur noch belächelt, etwa zu Sex vor der Ehe, Scheidung oder Homosexualität.

Was meinen die Konservativen?

Dass sich die Kirche nicht dem Zeitgeist anpassen darf. Sie halten es für einen Irrtum zu glauben, damit könne man wieder mehr Leute ansprechen. Dabei verweisen sie auch auf die evangelische Kirche: Dort sind die Positionen liberaler, es gibt Pfarrerinnen, und Pfarrer dürfen heiraten. Das führt aber nicht dazu, dass die Gottesdienste besser besucht werden – eher im Gegenteil.

Wo steht der Papst im Richtungsstreit der katholischen Kirche?

Franziskus gilt als Reformer. Umstritten ist aber, ob er mit seinen Erneuerungsversuchen bisher weit gekommen ist. Unterstützer fürchten auch, dass ein konservativer Nachfolger alles zurückdrehen könnte.

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