Kommentar Nicht mehr als schöne Bilder

Natürlich ist der Ausgang des zweiten Trump-Kim-Gipfels für die Welt eine herbe Enttäuschung: Kein Friedensvertrag, kein optimistisch stimmendes Abschlussdokument – stattdessen lange Gesichter bei der US-Delegation und beim Präsidenten, der offensichtlich nach dem Prinzip handelte: Kein Deal ist besser als ein schlechter Deal.

In diesem Punkt muss man Trump zustimmen. Denn eine vollständige Aufhebung der Sanktionen gegen Nordkorea im Gegenzug für Kims versprochene Schließung des nuklearen Forschungs- und Produktionskomplexes Yongbyon wäre unangemessen gewesen. Bei einem Verhandlungspartner, dessen Land seit Jahrzehnten immer wieder seine Zusagen gebrochen hat, macht nur eine vorsichtige Schritt-für-Schritt-Strategie Sinn.

Was nun, Mr. President? In Hanoi ist erneut klar geworden, dass Kim davor zurückscheut, die USA seine Kronjuwelen und Lebensversicherung – die Atomwaffen – antasten zu lassen. Solange hier keine Fortschritte gemacht werden, kann man ohnehin nicht von „Denuklearisierung“ und realer Abrüstung reden. Offenbar hat Trumps heftiges Werben Kim zu der Annahme veranlaßt, er könne aus den Gesprächen als Gewinner hervorgehen. Das war ein Irrtum. Und so bleiben derzeit vor allem Frustration und die Erkenntnis, dass schöne Bilder keine erfolgreiche Diplomatie ersetzen können.

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