Kometenhafter Aufstieg eines politischen Talents

Saarbrücken · Mit der künftigen stellvertretenden Ministerpräsidentin Anke Rehlinger rückt ein politisches Talent an die Spitze der Landesregierung. Schon seit einiger Zeit gehört die 37-Jährige dem engeren Führungszirkel der Saar-SPD an.

Anke Rehlinger hätte auch als Schwerathletin Karriere machen können. Am 19. August 1996 berichtete die SZ unter der Überschrift "Anke stieß in Neuland vor" über den saarländischen Fabel-Rekord von 16,03 Meter, den die damals 20-Jährige im Kugelstoßen aufstellte. Ihr seinerzeitiger Landesrekord im Kugelstoßen hat noch heute Bestand, ebenso ihr saarländischer Jugendrekord im Diskuswurf von stattlichen 49,18 Meter.

Spätestens seit gestern ist die heute 37-jährige Nunkircherin auch politisch gesehen ein echtes Schwergewicht. Steil und zielstrebig kletterte sie nach dem Eintritt in die SPD im Jahr 1998 die Karriereleiter nach oben. 2003 erwarb sie das zweite juristische Staatsexamen und wurde zur Vize-Landeschefin der Jusos gewählt. 2004 zog sie in den Landtag ein, profilierte sich zunächst mit dem Thema Volksentscheide. Dem damaligen Regierungschef Peter Müller (CDU), der sich seinerzeit auf Bundesebene für Volksbegehren einsetzte, diese auf Landesebene aber nicht erleichtern wollte, hielt sie vor, "mit gespaltener Zunge" zu reden. Schon da fiel die damals 28-Jährige im Plenum als talentierte Rednerin auf. Sie wurde rechtspolitische Sprecherin der Fraktion, Kreis chefin der SPD Merzig-Wadern sowie Vorsitzende des Europa- und des Bildungs-Ausschusses. Auch leitete sie den Gondwana-Untersuchungsausschuss. Anschließend folgte sie Cornelia Hoffmann-Bethscheider, die zur Neunkircher Landrätin gewählt wurde, als Vizechefin der SPD-Landtagsfraktion nach. Spätestens seit diesem Zeitpunkt gehörte Rehlinger neben Reinhold Jost, Ulrich Commerçon, Stefan Pauluhn und Eugen Roth zum engeren Führungszirkel um Heiko Maas - einem Kreis, der seit Jahren die Geschicke der Saar-SPD bestimmt und der auch die jetzige Personalrochade weitgehend im Alleingang gemanagt hat. Es folgte die Übernahme des Umwelt- und Justizressorts sowie schließlich des Amts der Vize-Regierungschefin und Wirtschaftsministerin. Womit sie nun auch in politischer Hinsicht auf Neuland vorstößt.

Anke Rehlinger ist intelligent, pragmatisch, selbstbewusst und kommunikativ. Und sie hat bewiesen, dass sie ein Ministerium ordentlich leiten kann. Allerdings ist die treue Gefolgsfrau von Parteichef Heiko Maas in den letzten Jahren nie mit eigenständigen politischen Konzepten oder gar Visionen aufgefallen. Was nicht bedeutet, dass sie dazu nicht imstande wäre. Der Beweis dafür steht aber noch aus.

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