Kolumbien schließt Frieden

Bogota · Nach Jahren des Kriegs in Kolumbien sollen heute die Guerilla-Bewegung Farc und die Regierung ein Friedensabkommen unterzeichnen. Am zweiten Oktober soll es dann das Volk in einem Referendum absegnen.

Kolumbien kennt in diesen Tagen kaum ein anderes Thema: "Si o No" lautet die Frage - Ja oder Nein. Es ist die Entscheidung zwischen Frieden mit den Farc-Rebellen oder der Fortsetzung des Krieges, der das südamerikanische Land seit einem halben Jahrhundert ausbluten lässt. Am 2. Oktober sollen die Bürger des südamerikanischen Landes in einer Volksabstimmung über den 297 Seiten starken Vertrag abstimmen, der den Frieden zwischen Regierung und den Farc-Rebellen besiegeln soll. Dabei gilt es bereits als sicher, dass das Volk den Vertrag absegnet, der bereits heute zwischen Regierung und den Rebellen unterschrieben werden soll.

"Endlich bekommen wir auf dieser Erde eine zweite Chance", sagte Farc-Chef Timochenko zum Ende einer einwöchigen Konferenz, auf der die Aufständischen den Friedensvertrag ratifizierten. Die Rebellen werden nun eine politische Partei.

Vor einem Monat hat sich die größte und älteste Guerilla-Bewegung Lateinamerikas mit der Regierung in Bogotá auf ein umfassendes Abkommen geeinigt, das tatsächlich mal das Adjektiv historisch verdient: Ende der Kämpfe, Ende des Drogenhandels durch die Rebellen, Eingliederung der Farc in die Politik, symbolische Strafen für die Täter. Eine große Infrastrukturoffensive soll rückständige Gebiete voranbringen.

Zwei Generationen von Kolumbianern kennen nichts anderes als Krieg, Zerstörung, Mord und Entführung. 220 000 Tote und mehr als sechs Millionen Binnenvertriebene hat das südamerikanische Land zu verkraften.

Aber plötzlich ist Kolumbien im derzeit so gebeutelten Lateinamerika die Hoffnungsgeschichte. In Mexiko dominieren Krisen und Kartelle, Brasilien ächzt unter den Nachwehen des Präsidentensturzes, Venezuela kollabiert, und auch Argentinien kommt nicht auf die Füße.

Trotzdem glauben Millionen Kolumbianer, dass die Rebellen bei den Verhandlungen zu gut weggekommen sind. Schließlich sind die Farc schon lange nicht mehr nur die Aufständischen, die 1964 zu den Waffen griffen, weil sie keine andere Möglichkeit sahen, gegen die Ungerechtigkeit in Kolumbien anzugehen. Über die Jahrzehnte wurden aus den Kämpfern für soziale Gerechtigkeit auch Drogenhändler, Entführer und Rebellen, die Kinder rekrutierten und Zivilisten terrorisierten.

Vor allem gegen die Amnestie für die Straftaten der Guerilla richtet sich deshalb die Kampagne des "No" zum Friedensprozess, die von Ex-Präsident Álvaro Uribe angeführt wird. Er und seine Partei wollen sich auch nicht damit abfinden, dass den Rebellen in einer Übergangsphase sichere Sitze im Parlament zugesagt werden sollen.

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