Körper-Scanner ante portas - Nacktbild oder Strichmännchen?

Berlin. Auf einmal soll alles ganz schnell gehen mit den mehr oder weniger "nackten Tatsachen" auf deutschen Flughäfen. Nach Ansicht von Experten aus CDU und CSU kann eine hochmoderne Körper-Scanner-Generation zur Durchleuchtung von Passagieren auf Waffen oder Sprengstoff noch 2010 eingesetzt werden - ohne dass Datenschützer und Menschenrechtler Zeter und Mordio schreien müssten

Berlin. Auf einmal soll alles ganz schnell gehen mit den mehr oder weniger "nackten Tatsachen" auf deutschen Flughäfen. Nach Ansicht von Experten aus CDU und CSU kann eine hochmoderne Körper-Scanner-Generation zur Durchleuchtung von Passagieren auf Waffen oder Sprengstoff noch 2010 eingesetzt werden - ohne dass Datenschützer und Menschenrechtler Zeter und Mordio schreien müssten. Testversuche etwa in einem halben Jahr - und "wenn alles glatt läuft, könnte einige Monate später der Normalbetrieb beginnen", so formulierte am Wochenende gewohnt schneidig CDU-Mann Wolfgang Bosbach, Chef des Innenausschusses des Bundestages. Auch der CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl will - aufgerüttelt durch das gescheiterte Attentat eines Nigerianers in einer US-Maschine - schon bald per Körper-Scanner "Terroristen aus dem Strom der Fluggäste schnell herausfischen". Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) ist "zuversichtlich, dass wir im Sommer Forschungsergebnisse für eine ganz neue Generation von Körper-Scannern vorstellen können". Die Gewerkschaft der Polizei sekundiert: Die neue Technologie verletze die Menschenrechte nicht, sondern sei akzeptabel - sie müsse den Bürgern nur erläutert werden. Genau dies aber scheint das Problem zu sein. Denn seit die Geräte als "Nacktscanner" oder "Spannerkästen" berühmt-berüchtigt wurden, ist vielen Bürger unbehaglich zumute bei dem Gedanken, buchstäblich bis auf die Haut begutachtet zu werden. Ein von der Bundespolizei derzeit in Lübeck getesteter Scanner könnte laut "Focus" schon in Kürze in Deutschland in Betrieb genommen werden. Die Bilder solch moderner Geräte sollen Körperstrukturen so unklar machen, "dass man nur noch eine Art Strichmännchen sieht, aber etwa verbotene Gegenstände konkret erkennt", wie Innenminister Thomas de Maizière (CDU) erläuterte. Ein entscheidender Nachteil bleibt laut Innenressort: Sprengstoff-Erkennung und Kontrollgeschwindigkeit sind noch unzureichend. "Erste Ergebnisse" 2010, so lautete bisher die zurückhaltende Planung des Ministeriums. Dessen oberster Dienstherr de Maizière sagte noch vor Tagen, erst müssten drei Bedingungen erfüllt sein: Leistungsfähigkeit im Sinne von mehr Sicherheit, gesundheitliche Unbedenklichkeit, Wahrung der Persönlichkeitsrechte von Passagieren - "aber wir sind noch nicht so weit". Die Gesundheitsgefahr durch die vom Scanner ausgehenden Terahertz-Strahlen gilt nach Expertenmeinung als eher gering. Da die Strahlen noch wenig erforscht seien, empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz vorläufig lediglich Systeme, die nur schemenhafte Bilder erzeugen. Oppositionspolitiker wie Grünen-Chefin Claudia Roth ("Nacktscanner verletzen die intimste Privatsphäre") oder Petra Pau von der Linkspartei ("Staatlich verordnete Peepshows") lehnen die Durchleuchtung eh aus moralischen Gründen ab. Fragt sich nur, ob angesichts der Bedrohungslage die Argumente der Gegner noch lange standhalten. "Es gab Tests, bei denen Bundespolizisten versucht haben, mit ihren Waffen durch die Sicherheitsschleusen zu kommen", schildert Polizeigewerkschaftschef Konrad Freiberg: "Leider gab es teilweise eine Erfolgsbilanz von 30 Prozent - zu Lasten der Sicherheit."

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