Kirche will Leih-Pfarrer pro Gottesdienst bezahlen

Bad Neuenahr/Saarbrücken. Der Pfarrer als Honorarkraft mit fester Vergütung für den Gottesdienst: Mit dieser ungewöhnlichen Maßnahme will die Evangelische Kirche im Rheinland der größer werdenden Zahl arbeitsloser Pfarrer begegnen. Ordinierte Theologen ohne Pfarrstellen sollen nach einem Beschluss der gestern zu Ende gegangenen rheinischen Synode auf dieser Grundlage tätig werden

Bad Neuenahr/Saarbrücken. Der Pfarrer als Honorarkraft mit fester Vergütung für den Gottesdienst: Mit dieser ungewöhnlichen Maßnahme will die Evangelische Kirche im Rheinland der größer werdenden Zahl arbeitsloser Pfarrer begegnen. Ordinierte Theologen ohne Pfarrstellen sollen nach einem Beschluss der gestern zu Ende gegangenen rheinischen Synode auf dieser Grundlage tätig werden. Das Modell soll fünf Jahre lang erprobt werden, entschied das Kirchenparlament. Details für die "ergänzenden pastoralen Dienste auf Honorarbasis" müssen noch von der Kirchenleitung erarbeitet werden.

"In unserer Kirche gibt es mehr Theologinnen und Theologen, als eingestellt werden können. Diesen jungen Menschen wollen wir eine Perspektive bieten, in ihrer Profession zu arbeiten", sagt der Saarbrücker Superintendent Christian Weyer (Foto: SZ). Er findet die Idee "sehr gut" und hält sie für "einen Ausdruck des Verantwortungsbewusstseins" gegenüber dem Nachwuchs. Wie groß der Bedarf im Saarland ist, "werden wir sehen", sagt Weyer. Vor allem in Ballungszentren wie Köln oder Düsseldorf könnte die neue Regelung in größerem Maße Anwendung finden.

Das Konzept sieht nach Auskunft des Superintendenten vor, dass die jungen Theologen auf einem speziellen Portal im Internet ihre Dienste oder auch ganze Projekte anbieten, die dann von den Kirchengemeinden gegen Bezahlung abgerufen werden können. Beschlossen wurden auf der Landessynode unter anderem folgende Vergütungen: 160 Euro für einen Gottesdienst, 80 für eine Bibelarbeit und 30 Euro für einen Besuch.

Betont wurde in der Debatte, dass es bei der Honorartätigkeit um zusätzliche pastorale Dienste gehe und nicht um die Ersetzung pfarramtlicher Tätigkeiten oder normale Urlaubsvertretungen. "Da werden wir aufpassen", sagt Weyer. Kritiker monierten, das Modell drohe "prekäre Arbeitsverhältnisse" für Theologen zu schaffen. Außerdem könne es negative Auswirkungen auf das Pfarrerbild geben.

In der katholischen Kirche, wo seit Jahren Priestermangel herrscht, sind Leih-Pfarrer offenkundig kein Thema. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei uns auf absehbare Zeit eine Rolle spielen wird", sagte eine Sprecher des Bistums Trier auf SZ-Anfrage. epd/tho

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