Keine Trendwende beim Rauschtrinken

Das sogenannte Komasaufen ist nach wie vor eine Art „Trendsport“ bei Jugendlichen. Das geht aus der gestern in Berlin vorgestellten Studie zum Alkoholkonsum des Nachwuchses hervor. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu hat unser Korrespondent Hagen Strauß zusammengestellt.

Wer trinkt wie viel?

Die Erhebung, für die 5000 Menschen im Alter von zwölf bis 25 Jahren befragt wurden, hat ergeben, dass sich etwa 17 Prozent der 12- bis 17-Jährigen mindestens einmal im Monat in einen Rausch antrinken. Bei den 18- bis 25-Jährigen sind es sogar 44 Prozent. Im Vergleich zu früheren Studien sei "keine Trendwende" erkennbar, befand die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU). 32 Prozent der Jugendlichen ab 16 Jahren greifen mindestens einmal in der Woche zum Glas. Jungen trinken dabei nach wie vor häufiger als Mädchen.

Welches Risiko gehen Jugendliche ein?

Ein erhebliches, so Mortler. Im vergangenen Jahr seien deutschlandweit mehr als 26 000 Fälle registriert worden, bei denen eine lebensgefährliche Alkoholvergiftung festgestellt wurde.

Wann spricht man von Rauschtrinken?

Wenn in kürzester Zeit möglichst viel getrunken wird, um angeheitert zu sein, ist die Grenze zum Komasaufen (Trinken bis zur Bewusstlosigkeit) schnell überschritten. Für Jungs gilt: Ab fünf oder mehr Gläsern Alkoholisches ist der Rausch wahrscheinlich. Mädchen vertragen aufgrund ihres geringeren Körperflüssigkeitsanteils meist weniger. Daher beginnt bei ihnen das "Rauschtrinken" schon bei vier Gläsern.

Wie will die Regierung den Missbrauch weiter eindämmen?

Mortler will vor allem auf Prävention und Vorbeugung setzen. Zurückhaltend äußerte sie sich über eine Verteuerung von Alkohol, wie das beispielsweise bei den Alkopops der Fall gewesen ist. Auch hinsichtlich strengerer Gesetze mit dem Ziel, die Verfügbarkeit von Alkoholika einzudämmen, zeigte sie sich skeptisch. Vielmehr müssten die bestehenden Sanktionsmöglichkeiten ausgeschöpft werden. Zu möglichen Alkohol-Werbeverboten sagte Mortler: "Ich bin hier offen für Diskussionen."

Zum Thema:

Auf einen BlickIm Saarland mussten im Jahr 2012 laut statisti schem Landesamt 488 Jugendliche wegen Alkoholmissbrauch stationär behandelt werden. Im Vergleich zu 2011 (455) ein Anstieg um sieben Prozent. Den stärksten Anstieg gegenüber dem Vorjahr gab es im Kreis Neunkirchen mit 44 Prozent (insgesamt 88 Fälle). Auch Merzig-Wadern (45 Fälle; plus 18 Prozent) und der Regionalverband (153; plus 5,5 Prozent) legten zu, während die restlichen Landkreise rückläufige Zahlen meldeten. Auffällig dabei: Männliche Komasäufer werden weniger , Mädchen holen auf. red

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