Kein Ende in Aleppo

Aleppo/Damaskus · Das Töten in Aleppo hat kein Ende, Tausende Zivilisten sitzen in der zerstörten Stadt fest. Rebellen kündigten gestern Abend einen Plan für eine Waffenruhe an, demnach sollen heute Verletzte gerettet werden.

In der umkämpften syrischen Stadt Aleppo sollte noch in der Nacht zu heute Rebellen zufolge eine neue Waffenruhe in Kraft treten. Der Ankündigung vom späten Mittwochabend nach sollen noch heute am Morgen die ersten Verletzten und Zivilisten aus den Rebellengebieten Aleppos gebracht werden, sagte der Sprecher der radikal-islamischen Miliz Ahrar al-Scham, Ahmed Kara Ali. Die Rebellengruppe Nur al-Din al-Sinki bestätigte die Meldung. Aktivsten berichteten zugleich von neuen Luftangriffen.

Auch die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete heftigen Beschuss der verbliebenen Rebellengebiete Aleppos. Regierungsnahe Kreise meldeten, die Armee und verbündete Milizen hätten den bislang heftigsten Angriff auf die oppositionellen Milizen begonnen.

Ein bereits am Dienstag ausgehandeltes Abkommen über den Abzug von Kämpfern und Zivilisten aus Aleppos Rebellengebieten war am Mittwoch zunächst nicht umgesetzt worden, denn die syrische Regierung will auch nach der Rückeroberung Aleppos mit militärischer Härte gegen ihre Gegner vorgehen. "Von einer Feuerpause kann keine Rede sein", sagte Präsident Baschar al-Assad dem russischen Staatsfernsehen in einem gestern ausgestrahlten Interview. Mit Milde könnten nur "Terroristen " rechnen, die sich ergeben, sagte er.

Zuvor waren bereits eine Waffenruhe und der Abzug der Rebellen aus der umkämpften nordsyrischen Stadt Aleppo gescheitert. Syrische Regierungstruppen und Rebellen lieferten sich nach Angaben von Beobachtern erneut heftige Gefechte. Die Kämpfe gingen weiter, bis "das ganze Land von Terroristen gesäubert" sei, sagte Assad. Aktivisten und Bewohner in den verbliebenen Rebellengebieten Aleppos sendeten gestern erneut SOS-Rufe in sozialen Netzwerken. "Die Verletzten und Toten liegen auf dem Boden", schrieb ein Bewohner. "Die Gebäude, in denen sich die Menschen verstecken, werden über ihren Köpfen zerstört. Helft uns!" Regierungstruppen haben seit Beginn einer Offensive den größten Teil der von oppositionellen Milizen kontrollierten Gebiete Aleppos eingenommen. In den noch verbliebenen Vierteln der Rebellen halten sich noch Zehntausende Zivilisten auf. Wegen der monatelangen Blockade herrscht dort akuter Mangel an Trinkwasser, Nahrung und medizinischer Versorgung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU ) forderte gestern eine sofortige Waffenruhe für Aleppo. "Es ist nicht zu spät, mehr sinnloses Blutvergießen zu verhindern", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert . Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier plädierte für einen politischen Prozess zur Beendigung des Syrienkrieges, fügte aber hinzu, er könne sich "nicht vorstellen", dass die politische Zukunft Syriens mit Assad gestaltet werden könne.

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