Kein Blick zurück an der Saar

Saarbrücken. Ruhe, endlich Ruhe. Das hatte sich der saarländische Bildungsminister Ulrich Commerçon noch im August für die Zeit nach der Schulreform der Gemeinschaftsschule gewünscht. Der SPD-Mann versprach, "alles" dafür zu tun, damit die Bildungsreform im Land ein Erfolg würde. Und sein Wort gilt auch 2013

Saarbrücken. Ruhe, endlich Ruhe. Das hatte sich der saarländische Bildungsminister Ulrich Commerçon noch im August für die Zeit nach der Schulreform der Gemeinschaftsschule gewünscht. Der SPD-Mann versprach, "alles" dafür zu tun, damit die Bildungsreform im Land ein Erfolg würde. Und sein Wort gilt auch 2013. Zu den Kehrtwenden in einigen westdeutschen Bundesländern heißt es aus seinem Ministerium unmissverständlich: "Im Saarland gibt es keine Überlegungen, zum neunjährigen Gymnasium zurückzukehren." Man werde weiter im zweizügigen Modell zum Abitur fahren (siehe Kasten).

"Gut so", findet Joachim Klesen, der Vorsitzende der Landeselternvertretung. "Statt ständig über die Vergangenheit zu diskutieren, brauchen wir jetzt vielmehr die Zeit dafür, um das bestehende System zu verbessern." Denn da liege noch einiges im Argen. Beispielsweise müssten die Lehrer besser gestellt werden. Es gebe auch noch immer zu wenige Stellen. Dass Berufseinsteiger im Saarland im Vergleich zu anderen Ländern anfangs auch noch deutlich weniger Geld verdienten, "mache den Beruf nicht gerade attraktiver", so Klesen. Eine weitere Baustelle: "Die Lehrpläne müssen endlich besser an G8 angepasst werden."

Dabei kritisiert er weniger die Politik als vielmehr die Lehrplänekommission. "Wir können nur auf Entscheidungen der Politik reagieren und nicht agieren", kontert Marcus Hahn, der Vorsitzende des Philologenverbands. Das Problem sei vielmehr, dass den Lehrern stets jedes Jahr neue Stundenkontingente zugeteilt würden. Sein Fazit zur G8-Reform ist auch gemischt: "Wir hätten die Zeit, die Nerven und das Geld lieber in die Reform des alten Systems investieren sollen. Jetzt müssen wir unbedingt schauen, dass G8 klappt."

An der Reform rütteln will Mathias Hafner, der stellvertretende Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Saarland, nicht mehr. Jetzt gelte es vielmehr, "dieses System qualitätsorientiert weiterzuentwickeln". Die Internationalisierung des Bildungssystems hält der Wirtschaftsexperte dabei für "eine richtige Entscheidung". pbe

Foto: privat

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Hintergrund

Im Saarland gibt es zwei Wege, das Abitur zu machen - entweder in acht oder in neun Jahren. Entscheiden sich Eltern und Schüler für die kurze Variante, muss das Kind ans Gymnasium. Die Landespolitiker waren 2001 die ersten von allen "alten" Bundesländern, die auf ein "Turbo-Abi" gesetzt hatten. Wer nach neun Jahren Schule die Hochschulreife erlangen will, muss seit 2012 auf eine Gemeinschaftsschule gehen, eine Zusammenfassung von Erweiterten Realschulen und Gesamtschulen, diese Schulformen laufen aus, so das Kultusministerium. pbe

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