Katholiken empört über Kruzifix-Urteil

Straßburg/Saarbrücken. Mit einem Urteil gegen Kruzifixe in staatlichen Schulen hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte eine breite Debatte ausgelöst. Die Richter erklärten gestern, ein Kreuz im Klassenraum verstoße gegen die Europäische Menschenrechtskonvention. Das christliche Symbol könne Kinder verstören, die einer anderen oder keiner Religion angehörten

Straßburg/Saarbrücken. Mit einem Urteil gegen Kruzifixe in staatlichen Schulen hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte eine breite Debatte ausgelöst. Die Richter erklärten gestern, ein Kreuz im Klassenraum verstoße gegen die Europäische Menschenrechtskonvention. Das christliche Symbol könne Kinder verstören, die einer anderen oder keiner Religion angehörten. Es verletze das Erziehungsrecht der Eltern und die Religionsfreiheit der Schüler. Der Klägerin aus Italien sprach das Gericht 5000 Euro Entschädigung zu.Wie alle Urteile des Straßburger Gerichts wirke der Spruch unmittelbar nur für das betreffende Land, sagte ein Sprecher. Bürger aus anderen Ländern könnten jedoch ebenfalls klagen. 47 Staaten bekennen sich zur Menschenrechtskonvention, über deren Einhaltung der Gerichtshof wacht. In Deutschland hatte das Bundesverfassungsgericht 1995 ähnlich geurteilt. Damals musste Bayern sein Schulgesetz ändern.Im Saarland gibt es derzeit keine Regelung, die Kreuze in Klassenzimmern vorschreibt - aber auch keine, die sie verbietet. Die Sprecherin des Bildungsministeriums, Annette Reichmann, verwies gegenüber der SZ auf die Landesverfassung. Demnach sollen Schüler unabhängig von ihrer Religion und mit Rücksicht auf Andersdenkende "auf der Grundlage christlicher Bildungs- und Kulturwerte unterrichtet und erzogen" werden. Ähnlich äußerte sich der Kommunikations-Chef des Bistums Trier, Stephan Wahl. Es gehe darum, die "eigene Tradition und Identität zu wahren", ohne andere Glaubensgemeinschaften einzuengen. Das Straßburger Urteil müsse nun sorgfältig geprüft werden, sagte Wahl zur SZ.Italiens Bischofskonferenz nahm den Richterspruch mit Bitterkeit auf. Er offenbare eine "Feindseligkeit gegen jede Form von politischer und kultureller Bedeutung von Religion". Auch mehrere Mitglieder der italienischen Regierung übten scharfe Kritik. Innen-Staatssekretär Alfredo Mantovano nannte das Urteil "ungerechtfertigt und dumm". und Meinung ddp/kna/red

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