Kassen wollen „Mondpreise“ bei Arznei kippen
Berlin · Für neue, wirksame Medikamente verlangen Hersteller oft besonders hohe Preise – vor allem im ersten Jahr. Die Kassen wollen das ändern, weil ihre Arzneimittel-Ausgaben deutlich gestiegen sind.
Erst vor wenigen Wochen mussten viele Versicherte Beitragserhöhungen ihrer Krankenkassen schlucken. Ein Grund sind auch gestiegene Ausgaben der Kassen für Arzneimittel. Zehn Prozent mehr mussten sie im vergangenen Jahr hierfür aufwenden. Darauf wies gestern der Spitzenverband der Kassen (GKV) hin und legte sich mit der Pharma-Branche an. Die Kassen wollen "Mondpreise" eindämmen, die die Konzerne für neue Arzneimittel bei deren Einführung verlangen.
Die Kassen müssen derzeit im ersten Jahr nach Markteinführung die Preise der Hersteller einfach hinnehmen. Zuletzt gab es heftige Differenzen wegen des hoch wirksamen, aber sehr teuren Hepatitis-C-Präparates Sovaldi. Für eine Therapie verlangt hier der US-Hersteller Gilead zwischen 60 000 und 120 000 Euro.
Erst nach einem Jahr gilt ein Erstattungsbeitrag, der von Kassen und Pharmafirmen ausgehandelt wurde. Durch diese Verhandlungen sparen die Kassen bei Medikamenten jährlich mindestens 450 Millionen ein. Um für künftige Fälle "Mondpreise" zu verhindern, forderte Stackelberg, dass der später ausgehandelte "Erstattungsbetrag künftig rückwirkend ab dem ersten Tag gilt". Das heißt, die Hersteller könnten dieses erste Jahr nicht mehr als "Schonfrist" mit vermeintlich überhöhten Preisen ausnutzen.
Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) warnte aber davor, die Preise für Medikamente zu drücken. "Die Refinanzierung der hohen Aufwendungen für Arzneimittelforschung in Deutschland ist nicht mehr gewährleistet, wenn die Preise für neue Medikamente hierzulande unter den europäischen Durchschnitt sinken", erklärte vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer .