Kaliforniens Kiffer hoffen auf neue Freiheit

San Francisco. Tom Ammiano hat für den Fall der Fälle schon ein Gesetz in der Schublade liegen, das regeln soll, wie Cannabis-Produkte künftig an den Mann gebracht werden. Der Abgeordnete im kalifornischen Parlament will bei Annahme des Vorschlages zur Legalisierung, der "Proposition 19", allen Geschäften, die Alkohol verkaufen, auch die Abgabe von Marihuana erlauben

 Foto: dpa, Montage: Robby Lorenz

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San Francisco. Tom Ammiano hat für den Fall der Fälle schon ein Gesetz in der Schublade liegen, das regeln soll, wie Cannabis-Produkte künftig an den Mann gebracht werden. Der Abgeordnete im kalifornischen Parlament will bei Annahme des Vorschlages zur Legalisierung, der "Proposition 19", allen Geschäften, die Alkohol verkaufen, auch die Abgabe von Marihuana erlauben. Neben kalifornischen Weinen dürften in den Supermärkten dann auch Joints mit Gras aus heimischem Anbau angeboten werden.

Proposition 19 sieht vor, Bürgern ab 21 Jahren den Besitz, Anbau und Transport von Marihuana "für den persönlichen Gebrauch" zu erlauben. Eine Studie im Auftrag des Bundesstaates schätzt den Markt für Cannabis-Produkte in Kalifornien auf 14 Milliarden US-Dollar. Diesen zu regulieren und Steuern zu erheben, liefert den Befürwortern der Volksinitiative in Zeiten leerer Staatskassen ein starkes Argument. Bis zu 1,4 Milliarden US-Dollar an Steuern könnten nach einer Legalisierung in den Haushalt fließen. "Das ist unsere wirtschaftliche Zukunft", meint Bonnie Neely, die in der Regierung von Humboldt County sitzt, einem nördlichen Bezirk, der im Zentrum des heimischen Hanf-Anbaus für medizinische Zwecke liegt.

Geschäftstüchtige Landwirte träumen schon davon, dass in den grünen Bergen eine Hochburg der Cannabis-Industrie entstehen könnte. Richard Lee gehört zu denen, die mit dem legalen Handel von medizinisch verordnetem Marihuana bereits reich geworden sind. Sein Netz aus Abgabestellen, in denen er Hanf aus eigenem Anbau gegen Vorlage einer ärztlichen Empfehlung verkauft, bringt der Industriestadt Oakland schon heute 800 000 US-Dollar an Steuereinnahmen. Ihm könnte kaum etwas Besseres passieren als eine Freigabe von Cannabis.

Die Gegner der Volksinitiative argumentieren, Proposition 19 würde ein rechtliches Chaos anrichten und außerdem die Jugend gefährden. Gouverneur Arnold Schwarzenegger spielte die Dringlichkeit einer Legalisierung herunter, indem er den Besitz von Marihuana zu einer bloßen Ordnungswidrigkeit herabstufte. Wer erwischt wird, zahlt maximal 100 Dollar Buße. Ein Knöllchen für Kiffer. Auch US-Justizminister Eric Holder hat sich gegen die Initiative ausgesprochen. Er kündigte an, notfalls auf Grundlage von Bundesgesetzen gegen Cannabis-Handel vorzugehen.

Die Befürworter der Volksinitiative ihrerseits haben prominente Unterstützung. Vor allem aus Hollywood, wo Stars wie Melissa Etheridge öffentlich für die Legalisierung eintreten. Der Milliardär George Soros stiftete für die Kampagne kurzerhand eine Million Dollar. Auch Joycelyn Elders, die unter Bill Clinton für die Gesundheitsrichtlinien der Regierung zuständig war, wirbt für eine Freigabe von Cannabis: "Das ist keine toxische Substanz. Wir sollten unsere Ressourcen für andere Dinge nutzen."

So sehen es viele Polizisten, die hinter der Initiative stehen. Statt sich auf wirkliche Verbrechen zu konzentrieren, bindet die Festnahme von mehr als 60 000 Personen im Jahr wegen unerlaubten Canabis-Besitzes Personal. Die Forschungseinrichtung RAND erwartet Konsequenzen bei einer Annahme der Volksinitiative. "Es verändert das Stigma", meint Beau Kilmer, der zum Thema forscht. Und es versetzte den Drogenkartellen einen Schlag, die ihr Geschäft an Supermärkte, Kneipen und Landwirte verlören. Letzte Umfragen lassen einen knappen Ausgang erwarten.

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