Kabinett kappt Strom-Rabatte für Industrie
Berlin/Saarbrücken · Im Rahmen der Energiewende muss die Industrie künftig mehr Kosten tragen: Die großzügigen Rabatte beim Netzentgelt werden gekappt. Verbraucher werden die Entlastung allerdings kaum spüren.
Die Bundesregierung hat eine Reduzierung der umstrittenen Netzentgelt-Rabatte für die Industrie beschlossen. Während bisher rund 200 besonders Energie-intensive Betriebe komplett von Netzentgelten befreit waren, müssen sie nun mindestens zehn Prozent der allgemeinen Kosten für den Transport von Strom entrichten. Dieser Rabattsatz gilt jedoch nur für Firmen mit einem extrem hohen Verbrauch. Alle anderen müssen mehr zahlen.
Die Rabatte beim Netzentgelt und der Förderung erneuerbarer Energien belasten die Strompreise der übrigen Verbraucher - sie müssen diese über ihre Stromrechnung mitfinanzieren. Für Privatkunden dürfte sich die ab 2014 geltende Änderung dennoch kaum auswirken. Nach Angaben der Grünen im Bundestag werden die Umlage-Kosten 2014 trotzdem auf mehr als eine Milliarde Euro klettern, weil der Netzausbau fortgesetzt wird und damit auch die Entgelte steigen. Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn bezeichnete die Reduzierung der Rabatte, die auf Druck der Bundesländer zustande kam, als "kosmetische Korrektur". Auch die Linke-Fraktion forderte schärfere Einschnitte. So könne der Strompreis um 1,5 Cent je Kilowattstunde sinken, wenn alle ungerechtfertigten Industrie-Rabatte gestrichen würden. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) verteidigte die Reform. Sie schaffe "die richtige Balance" zwischen Entlastung der Industrie und Kontrolle der Energiepreise, sagte er.
Zustimmung kommt auch vom Verband der Saar-Unternehmen (VSU). Hauptgeschäftsführer Joachim Malter nannte die Einschränkung der Rabatte "nachvollziehbar". Zuletzt hätten sogar Golfplätze und andere Einrichtungen ihre Befreiung beantragt. Energie-intensive Betriebe wie Stahlunternehmen und Gießereien, die im internationalen Wettbewerb stehen, müssten jedoch weiter Rabatte erhalten, sagte Malter zur SZ. Franz-Josef Schu, Geschäftsführer der Stahlwerke Bous, sieht die Kappung dagegen als "Schritt in die falsche Richtung". Weil die Stromkosten auch durch die Umlage für Erneuerbare Energien anstiegen, seien zahlreiche Arbeitsplätze an der Saar gefährdet.