Neuwahlen statt Groko Jusos wollen Schulz in Saarbrücken unterstützen

Saarbrücken · () Wenn Martin Schulz morgen Abend vor den Jungsozialisten im Saarbrücker E-Werk spricht, dann ist es nicht irgendeine Rede auf irgendeiner Veranstaltung. Es ist eine Rede im Schatten geplatzter Jamaika-Sondierungen auf einer Veranstaltung im Zeichen der Partei-Erneuerung. „Hört die Signale!“ Ein dementsprechend beschwörendes Motto für einen Juso-Bundeskongress, der seit elf Jahren erstmals wieder in der saarländischen Hauptstadt tagt.

Doch welche Signale sind das, die die 300 Delegierten und rund 150 Gäste empfangen sollen? Da hat der stellvertretende Bundesvorsitzende, Kevin Kühnert, eine klare Vorstellung: „Signale der Erneuerung und der erkennbaren Ablehnung der großen Koalition.“ Ein Heimspiel also für Parteichef Schulz? Kühnert bescheinigt ihm jedenfalls „eine breite Zustimmung“ unter den Jusos. Den Nachwuchsgenossen ist wohl bewusst, dass es in diesen Tagen um nichts Geringeres geht als um die politische Zukunft. Wird sich die SPD nach dem klaren Nein am Wahlabend doch noch einmal zu einer großen Koalition mit der Union verleiten lassen?

Eine Vorstellung, vor der es Kühnert graut. Die Groko sei ein „Katalysator für Rechtspopulisten“; die Menschen auf der Straße hätten den Sozialdemokraten im Sommer einen unmissverständlichen Auftrag gegen eine Koalition mit Angela Merkel erteilt. Klare Kante, die ihm morgen aller Voraussicht nach auch den Bundesvorsitz der Jusos bescheren wird. Die amtierende Chefin Johanna Uekermann, ebenfalls eine erklärte Groko-Gegnerin, tritt ab.

„Die Augen werden auf Saarbrücken gerichtet sein“, sagt der Landesvorsitzende der Saar-Jusos, Pascal Arweiler. Der Nachwuchs stehe „voll hinter Neuwahlen“, eine Groko würde nur den parteiinternen Aufarbeitungsprozess blockieren. Eintracht zwischen Saar- und Bundes-Jusos. Ein „Aber“ schiebt Arweiler dennoch nach: „Wir wissen natürlich nicht, was in den kommenden Tagen in Berlin passiert.“ Will heißen: Ob Schulz auch nach seinem heutigen Gespräch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier noch um jeden Preis in die Opposition möchte.

„Der Kongress wird richtungsweisend“, sagt Landesgeschäftsführerin Kira Braun. Und tatsächlich: Es kommt nicht häufig vor, dass in solch unsicheren Zeiten SPD-Größen wie Martin Schulz, Bundesfraktions-Chefin Andrea Nahles und der Landesvorsitzende Heiko Maas in Saarbrücken mit dem Nachwuchs diskutieren. Vor elf Jahren taten das noch der damalige Finanzminister Peer Steinbrück und Ex-SPD-Chef Kurt Beck. Ersterer erntete Buhrufe, letzterer stehende Ovationen. Nach jetzigem Stand erwartet Schulz morgen in Saarbrücken eher letzteres.

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