Glyphosat Jost: „Schmidts Verhalten ist für mich unerklärlich“

Saarbrücken · Der Alleingang des Landwirtschaftsministers Christian Schmidt (CSU) bei der Verlängerung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat hat nicht nur in Berlin, sondern auch im Umweltministerium in Saarbrücken für heftige Kritik gesorgt. Als „Sauerei“ bezeichnete der saarländische Umweltminister Reinhold Jost (SPD) die Art und Weise, wie die EU-Entscheidung zur weiteren Genehmigung von Glyphosat, zustande gekommen ist. „Der Entscheid verstärkt den Eindruck, dass nur einseitige Interessen bedient werden“, sagte Jost. Während Angela Merkel den Landwirtschaftsminister nur rügt, ist Jost der Meinung, „dass so ein Verhalten nicht ohne personelle Konsequenzen bleiben kann“.

 Reinhold Jost (SPD)

Reinhold Jost (SPD)

Foto: Döpke

Die saarländischen Baumärkte und Bauernverbände hätten in den vergangenen zwei Jahren auf freiwilliger Basis die Nutzung von Glyphosat eingeschränkt. Deshalb fordert Jost auch vom Bund, endlich Fakten zu schaffen. Konkret hieße das beispielsweise ein Verkaufsverbot des Herbizids für private Zwecke: „Das Zeug hat in privaten Haushalten nichts zu suchen“, sagt Jost. Oder ein Verbot der Ausbringung auf öffentlichen Flächen wie Sportplätzen und Friedhöfen.

Trotz seiner Kritik daran, dass die EU an Glyphosat festhält, spricht sich Jost weiter für einen Einsatz des Unkrautvernichters in Maßen aus. Denn in der Landwirtschaft gehe es derzeit nicht ohne. Aber man müsse den Einsatz drastisch reduzieren. Jost sieht hierbei die Politik in der Pflicht: „Wir hier im Saarland haben unsere Arbeit gemacht. Wenn die Bundesregierung etwas ändern will, wird sie Mittel und Wege finden.“

Wegen des veränderten politischen Klimas könne man das Thema Glyphosat nun nicht mehr verstärkt rational angehen, sagt Jost. „Das Verhalten von Bundesminister Schmidt ist für mich nicht erklärlich. Er hat der gesamten Debatte einen Bärendienst erwiesen.“

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