Johannes Paul, der SeligeDie wundersamen Heilungen von Tumoren durch Johannes Paul II.

Von welchen Wundern, die Johannes Paul II. bewirkt haben soll, berichten Ihnen die Menschen?Oder: Ich habe in diesen Jahren seit 2005 unzählige Briefe gelesen, von Menschen aus aller Welt. Manche haben Johannes Paul II. darum gebeten, einen Arbeitsplatz zu bekommen und haben ihn erhalten; andere ein Visum; viele glauben, Johannes Paul II

Von welchen Wundern, die Johannes Paul II. bewirkt haben soll, berichten Ihnen die Menschen?Oder: Ich habe in diesen Jahren seit 2005 unzählige Briefe gelesen, von Menschen aus aller Welt. Manche haben Johannes Paul II. darum gebeten, einen Arbeitsplatz zu bekommen und haben ihn erhalten; andere ein Visum; viele glauben, Johannes Paul II. habe ihnen geholfen, von einer Sucht loszukommen. Dann gibt es die wundersamen Heilungen von Tumoren. Und auf Fürsprache von Johannes Paul II. haben viele kinderlose Familien Kinder bekommen.

Können Sie ein Beispiel für ein Wunder nennen?

Oder: Aus Mexiko habe ich vor einigen Monaten einen Brief bekommen, in dem die Eltern berichteten, ihr Kind sei mit einem Gehirntumor auf die Welt gekommen. Die Eltern beteten verzweifelt um die Rettung des Kindes und baten Johannes Paul II. um seine Fürsprache. Das Kind ist heute gesund.

Wie untersuchen Sie die Briefe?

Oder: Bei Johannes Paul II. gab es jetzt sehr viele Heilungen von Tumoren. Das sind sehr bewegende Geschichten, aber ich habe sie bei dieser Seligsprechung nicht berücksichtigt. Denn ein vollständiger Sieg über den Tumor kann zehn Jahre dauern. Für mich ist ein Wunder dann gegeben, wenn die Merkmale einer Krankheit nachweislich plötzlich, auf Dauer und natürlich nach Anrufung eines Menschen, etwa Johannes Paul II., verschwunden sind.

Er gilt als Ausnahme-Papst, und das offensichtlich weit über den Tod hinaus: Am 1. Mai wird Johannes Paul II. in Rom von seinem Nachfolger Papst Benedikt XVI. seliggesprochen. Hunderttausende von Pilgern strömen in die Ewige Stadt, um ihrem vor gut sechs Jahren gestorbenen Kirchenführer zu huldigen. Viele machen sich aus der polnischen Heimat des Karol Wojtyla auf den Weg. Die Hauptstadt Italiens rüstet sich für einen erneuten Riesenansturm - hatten doch bereits im April 2005 Millionen Gläubige auf dem Petersplatz Abschied von diesem charismatischen Papst genommen.

"Santo subito" schallte es damals über den Petersplatz. Mit der "sofort heilig"-Forderung hoben die Gläubigen den nach langer Krankheit verstorbenen Papst Johannes Paul II. in der Trauerfeier auf die nächste Ebene ihrer Verehrung. Nachfolger Benedikt XVI. konnte aber die Forderung schon allein aus kirchenrechtlichen Gründen nicht erfüllen. Seine vorhandenen Möglichkeiten aber schöpfte er aus. Und so wird Johannes Paul II. nun am 1. Mai selig gesprochen - eine Vorstufe der Heiligsprechung ist damit erreicht.

Es handelt sich um das kürzeste Seligsprechungsverfahren der Neuzeit. Eigentlich hätten nach dem Tod Karol Wojtylas fünf Jahre vergehen müssen bis zum Verfahrensbeginn. Doch Benedikt machte bei seinem Vorgänger eine Ausnahme und verkürzte die Wartezeit auf drei Monate - ähnlich, wie es Johannes Paul II. selbst bei Mutter Teresa gemacht hatte. Nun darf Johannes Paul II. sechs Jahre und 29 Tage nach seinem Tod offiziell von Gläubigen im Gebet verehrt werden.

Musste die Seligsprechung so schnell gehen? Und hat der Pole die Erhebung zu den Altären überhaupt verdient? In einem von der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" veröffentlichten Aufruf kritisieren Theologen, Gruppen und einzelne Persönlichkeiten die Seligsprechung. Unter den Gegnern der Ehrung sind vor allem langjährige Kritiker des Verstorbenen wie der Schweizer Theologe Hans Küng, dem Johannes Paul II. die Lehrerlaubnis entzogen hatte. Ein Seliger muss im Ruf der Heiligkeit gestanden haben, ein Martyrium erlitten oder ein Wunder gewirkt haben und tugendhaft gewesen sein. Die Tugendhaftigkeit bezweifeln viele Kritiker - sie halten dem verstorbenen Papst etwa einen autoritären Kurs vor oder bemängeln, er habe die Augen vor sexuellem Missbrauch durch Priester verschlossen.

Am längsten dauerte im Seligsprechungsprozess die Anerkennung eines Wunders. Hier nahm die zuständige Kommission schließlich den Fall der französischen Nonne Marie Simon-Pierre auf. Diese gab an, wie Johannes Paul II. schwer an Parkinson erkrankt gewesen zu sein. Ihre Ordensoberin habe sie nach dessen Tod aufgefordert, den Namen des Verstorbenen aufzuschreiben, was ihr nur unleserlich gelungen sei. Doch am anderen Tag seien ihre Schmerzen weg gewesen, sie habe wieder problemlos laufen und schreiben können. "Alles, was ich sagen kann, ist: Ich war krank und ich bin geheilt", berichtete die 1961 geborene Nonne.

Nicht nur Experten des Vatikan, auch weltliche Ärzte und Psychologen untersuchten den Fall und bestätigten eine rational nicht erklärbare Heilung. In Frankreich meldeten sich zwar Ärzte zu Wort, die - ohne die Nonne aber behandelt zu haben - davon ausgingen, dass sie gar nicht Parkinson hatte. Nachdem Benedikt den Fall studiert hatte, erkannte er ihn aber im Januar als Wunder an - damit war der Weg für die Seligsprechung frei.

Los geht es schon am Samstagabend mit einer mehrstündigen Gedenkwache für Johannes Paul II. im berühmten Circo Massimo. Benedikt lässt sich dabei live zu den tausenden Betenden schalten. Johannes Paul wird unterdessen aus der Grotte des Vatikans in den Petersdom verlegt, ohne dass sein Sarg geöffnet würde. Nach der Seligsprechung sollen die Gläubigen ihn ehren können, bevor er in ein Grabmal in der Kapelle des Heiligen Sebastian rechter Hand des Eingangs umgebettet wird. Auf dem schlichten Marmor wird stehen, was viele sich lange gewünscht haben: "Der Selige Johannes Paul II." Sein Gedenktag wird künftig der 22. Oktober sein, der Tag seiner Amtseinführung 1978.

Hintergrund

Auch die Bundesregierung wird bei der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. am Sonntag vertreten sein. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), der selbst Protestant ist, nimmt an der Feier in Rom teil. kna

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Königliche Hochzeit Das Warten hat ein Ende: Heute geben sich Prinz William und Kate Middleton das Ja-Wort. Alles ist minutiös geplant - bis zum großen Kuss auf dem Balkon des Buckingham-Palastes. Die Fernsehsender treten zum royalen Marathon an.
Königliche Hochzeit Das Warten hat ein Ende: Heute geben sich Prinz William und Kate Middleton das Ja-Wort. Alles ist minutiös geplant - bis zum großen Kuss auf dem Balkon des Buckingham-Palastes. Die Fernsehsender treten zum royalen Marathon an.
Viva la Diva !Mit Schminke, Puder, schicken Kleidern und Perücken verwandeln sich die Travestiekünstler Sascha Ritz und Stefan Mostberger in ihre Bühnenfiguren Michelle de la Rose und Nana Roos. Und auch 16-Zentimeter-High Heels schrecken sie nicht ab - t
Viva la Diva !Mit Schminke, Puder, schicken Kleidern und Perücken verwandeln sich die Travestiekünstler Sascha Ritz und Stefan Mostberger in ihre Bühnenfiguren Michelle de la Rose und Nana Roos. Und auch 16-Zentimeter-High Heels schrecken sie nicht ab - t