Jammern mit dem Segen der Meteorologen

Der Blick aus dem Fenster – er macht keinen Spaß. Es regnet.

Schon wieder. So wie gestern und vorgestern und eigentlich die ganze Zeit. Der Himmel ist ein graues Einerlei. Kalt ist es auch. Da will man am liebsten gar nicht mehr vor die Tür. Und was sagt der Wetterbericht? Regen, Regen und noch mehr Regen. Von Frost steht da auch was. Na toll . . .

Dieses Gefühl, dass das Wetter ständig schlecht ist - es kommt doch recht schnell auf und ist nicht immer zutreffend. Doch in diesem Frühling jammern wir Saarländer zu Recht. Sozusagen mit meteorologischem Segen. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) bestätigt, ist der Mai hierzulande ungewöhnlich nass, während sich die Sonne nur selten blicken lässt. Bereits jetzt ist anderthalb Mal so viel Regen gefallen wie im 30-jährigen Monatsmittel, sagt Meteorologin Dorothea Paetzold. Den Spitzenwert hat bisher die Wetterstation in Weiskirchen gemessen: 144 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Normal wären 75 Liter - für den ganzen Monat wohlgemerkt.

Die Sonne dagegen behandelt das Saarland geradezu stiefmütterlich. Zwar gab es im Mai an rund 15 Tagen Sonnenschein, doch meist nur kurz. In der Regel scheint die Sonne im Wonnemonat 203 Stunden lang, bisher waren es nur 74. Allein zehn bis 13 davon - je nachdem, an welcher der sieben Wetterstationen im Saarland gemessen wurde - entfielen auf den 5. Mai, den sonnigsten Tag des Monats. Die höchsten Temperaturen gab es einen Tag später. Da kletterte die Anzeige in Perl-Nennig auf 23,4 Grad, in Saarbrücken auf 23,2 Grad.

Doch so sehr das trübe Wetter und der Dauerregen zu dieser Zeit auch aus der Rolle fallen, klimatisch beunruhigend sind sie nicht, sagt Meteorologin Paetzold. "Solch lange Regenperioden sind zwar selten, aber sie kommen immer wieder vor. Auch in dieser Heftigkeit." Im Jahr 1979 hat es in Tholey am 4. Mai sogar geschneit. 1958 wurden teilweise über 200 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen.

Die Saarländer, denen am vergangenen Pfingstwochenende die Keller vollgelaufen sind, wird das kaum trösten. Ebenso wenig die Veranstalter und Vereine, deren Feste ins Wasser gefallen sind. Vor allem im Kreis Neunkirchen war Land unter. Bei der Kirmes in Wiebelskirchen stand das Wasser knietief auf dem Festplatz, die Schausteller bauten ihre Geschäfte und Zelte frühzeitig ab. An der B 41 bei Ottweiler rutschte ein Hang ab. Auch am kommenden Wochenende hängen dunkle Wolken über vielen Veranstaltungen. In Saarlouis startet am Freitag die Saarlouiser Woche, in Homburg das Maifest. An Absage denkt man dort nicht. Im Bosaarium am Bostalsee ist man radikaler: Regnet es, fällt das Public Viewing des Champions-League-Finales im Biergarten aus.

Auch die Landwirte haben allmählich Sorgenfalten im Gesicht. "Die Situation ist nicht günstig", sagt Hans Lauer, Geschäftsführer des Bauernverbandes Saar. Die Felder seien so wasserdurchtränkt, dass man nicht mit Fahrzeugen hineinfahren kann. Vor allem die Bauern, die Gras für die Silage einfahren wollten, seien angespannt. "Der Zeitpunkt dafür ist jetzt eigentlich optimal. Und mit jedem Tag geht die Futterqualität zurück", sagt Lauer. In der Bliesaue stehe das Wasser bis zu 60 Zentimeter hoch auf den Feldern, das Gras dort sei durch Müll verschmutzt und könne nicht mehr verwendet werden. Auch bei der Maisaussaat, die noch nicht überall im Saarland beendet ist, kommt es zu Verzögerungen. Geduld ist auch auf den Erdbeerfeldern gefragt. "Die Reife verzögert sich, die Beeren hängen grün an den Sträuchern", sagt Katharina Bernauer vom Erdbeerland in Heusweiler. Vor Mitte Juni rechnet sie nicht damit, die Felder für Selbstpflücker öffnen zu können. Doch noch ist sie optimistisch. Ist die Blütezeit lang, könne es trotzdem eine reiche Ernte geben. "Noch herrscht bei uns also keine Untergangsstimmung."

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HintergrundDa hilft kein Hoffen und Flehen: Das regnerische Wetter bleibt dem Saarland erhalten. Am Wochenende gibt es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) tagsüber um die zehn Grad, nachts drei bis fünf Grad. Teilweise ist Bodenfrost möglich. Anfang der nächsten Woche steigen die Temperaturen auf rund 15 Grad, trotzdem regnet es weiter. Der Himmel reißt jedoch immer wieder für ein paar Stunden auf. "Mit schönem Wetter hat das aber immer noch nichts zu tun", resümiert DWD-Meteorologe Helmut Malewski.Für den Sommer sagt der Meteorologe Dominik Jung von wetter.net im Süden Deutschlands mehr Regen voraus als sonst üblich. Was die Temperaturen angeht, sei mit einem durchschnittlichen Sommer zu rechnen. mast

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